Alle Zeichen stehen auf E-Mobilität: VW startet den Bau seines ersten deutschen Zellwerks. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Julian Stratenschulte/dpa)

Der Volkswagen-Konzern will in seiner neu gegründeten Batteriefirma in Europa mittelfristig bis zu 20.000 Menschen beschäftigen und prüft auch in Nordamerika den Aufbau eigener Zellwerke. Das PowerCo genannte Unternehmen soll in der Zeit bis 2030 über 20 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erzielen, wie VW am Donnerstag in Salzgitter zum Baubeginn der ersten konzerninternen Fabrik für Elektroauto-Akkuzellen in Deutschland ankündigte.

Dieselbe Summe wird an Gesamtinvestitionen eingeplant. Nach Angaben des Betriebsrats soll es in der niedersächsischen Stadt insgesamt 5000 Jobs in der Zellfertigung – davon etliche aus der Transformation des Motorenbaus – sowie in den zentralen Bereichen von PowerCo geben. Derzeit arbeiten dort im bestehenden Motorenwerk knapp 7000. Zu der Grundsteinlegung für die neuen Hallen kamen auch Kanzler Olaf Scholz und Ministerpräsident Stephan Weil (beide SPD).

Die Verbrenner-Fertigung wird weiter abnehmen und langfristig auslaufen. Allerdings soll die PowerCo von Salzgitter aus den Großteil des Batteriegeschäfts des Konzerns steuern. Es geht um die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoffeinkauf über die Produktion bis zum Recycling. Ein Forschungszentrum ist ebenfalls angegliedert.

Scholz: Werk hat besondere Aufgabe

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht das neue Werk als wichtigen Schritt auf dem Weg, die Abhängigkeit von Lieferanten zentraler Technologien aus anderen Weltregionen zu verringern. Früher hätten viele gedacht, die Kernstücke von E-Auto-Akkus ausschließlich in Asien bestellen zu können, sagte er Baustart. «Heute wissen wir das besser.» Gerissene Lieferketten durch Corona-Krise und Ukraine-Krieg machten klar: «Die Abhängigkeit bedeutet auf manchen strategischen Feldern ein großes Risiko. Deswegen kommt Ihnen in Salzgitter eine besondere Aufgabe zu.»

Produktion der Einheitszelle

Ab 2025 will VW in dem neuen Werk, das neben der Motorenproduktion entsteht, die sogenannte Einheitszelle herstellen. Sie soll in vier von fünf Konzernfahrzeugen eingesetzt werden und die Fertigungskosten für die zentralen Akku-Elemente halbieren. Gedacht ist sie also für die Modelle im Massengeschäft, nicht für Oberklasseautos.

Ausgehend von einer elektrischen Gesamtenergie von 20 Gigawattstunden (GWh) peilt man in Salzgitter über mehrere Schritte eine Jahresmenge von 40 GWh an. Das soll für die Ausrüstung von gut einer halben Million E-Autos reichen. Diese Größenordnung ist auch das Ziel bei fünf weiteren Zellwerken in Europa. Das nordschwedische Skellefteå und Valencia in Spanien stehen dafür neben Salzgitter bereits fest.

Für die übrigen drei Standorte soll es Bewerbungen unter anderem aus Deutschland und Osteuropa geben. Auch mögliche «Gigafabriken» in Nordamerika sind in der Vorbereitung. In China arbeitet VW mit dem Zellhersteller Gotion zusammen, in Europa mit Northvolt aus Schweden.

Mehr Vereinheitlichung erhofft sich Volkswagen auch von seinen Plänen zu «Standardfabriken» für die Zellfertigung – nach dem Vorbild der verschiedenen Fahrzeugbaukästen und -plattformen. Gemeinsam mit dem Großlieferanten Bosch prüft man die Ausstattung kompletter Werke. «So entstehen Fabriken, die sich schnell auf weitere Produkt- und Produktionsinnovationen umstellen lassen», erklärt der Konzern dazu.

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