Die obersten Gremien des VW-Konzerns haben einem Börsengang der Tochter Porsche grundsätzlich zugestimmt.
Die Umsetzbarkeit wird nach der Genehmigung des Vorstands und mit Rückendeckung des Aufsichtsrats in Wolfsburg nun konkret geprüft. Dies teilte der größte Autokonzern Europas mit.
Es geht um die Porsche AG, in der das operative Geschäft des Stuttgarter Sport- und Geländewagenbauers gebündelt ist. Das Unternehmen ist ein zentraler Gewinnbringer der VW-Gruppe. Bei einem erfolgreichen Gang aufs Börsenparkett dürfte man dessen Grundkapital wohl zur Hälfte in Stamm- und Vorzugsaktien aufspalten – bis zu ein Viertel der Vorzugspapiere könnten dann öffentlich gehandelt werden.
Die Dachgesellschaft Porsche SE (PSE) würde in diesem Fall einen Anteil von 25 Prozent plus einer Aktie der stimmberechtigten Stämme bekommen. Gegen die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch würde in der separaten AG dann vermutlich nichts gehen. Die PSE wiederum ist das Machtzentrum im gesamten Wolfsburg-Stuttgarter Geflecht. Sie hält gut 53 Prozent der Stimmrechte am Volkswagen-Konzern und wird von den beiden Clans kontrolliert. Diese würden mit dem Börsengang wieder mehr direkten Zugriff auf den Autobauer mit ihrem Namen haben.
Am Dienstag hatten VW und PSE nach langen Spekulationen erstmals offiziell angedeutet, dass Aktien der Porsche AG bald am Finanzmarkt freigegeben werden könnten. Zum einen soll durch diese Emission die Finanzierung weiterer Investitionen vor allem in E-Mobilität, Software und Vernetzungstechnologien erleichtert werden. Andererseits verfolgt VW-Chef Herbert Diess eine prinzipielle Wertsteigerung des Konzerns. Porsche als Renditeperle und gesonderte Anlagemöglichkeit könnte dieses Ziel auch aus Sicht mancher Großinvestoren fördern.
Nach dem Hinweis auf «fortgeschrittene Gespräche» sowie auf eine Eckpunktevereinbarung hieß es nun zu den weiteren Schritten: «Die tatsächliche Umsetzbarkeit eines Börsengangs hängt von einer Vielzahl verschiedener Parameter sowie den allgemeinen Marktgegebenheiten ab. Abschließende Entscheidungen sind noch nicht getroffen.» Kommt es dazu, sollen die Aktionäre eine Sonderdividende erhalten. Auch danach solle Porsche definitiv Teil des Volkswagen-Konzerns bleiben.
Wie sich ein solches Manöver auf die Gesamtbalance auswirken würde, wird sich erst noch zeigen. Sollte sich bei den PSE-Anteilen an Volkswagen etwas verschieben, könnte sich auch der Anteil Niedersachsens – des zweitgrößten Aktionärs – verändern. Das Heimatbundesland hat über das VW-Gesetz weitreichende Sonderrechte und gab sich zu den Plänen zunächst betont reserviert.
Am Donnerstag ergänzte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der mit in dem Kontrollgremium sitzt: «Der vorgesehene Börsengang von Porsche bietet erhebliche Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des VW-Konzerns insgesamt und vor allem seiner niedersächsischen Standorte.» Auch der dritte Großaktionär Katar und der Betriebsrat von Volkswagen stehen nach Unternehmensangaben hinter dem Plan.