Eine Probewarnung, die über Cell Broadcasting versandt wurde, als Push-Nachricht auf einem Smartphone. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Berg/dpa)

Ein Probealarm hat am bundesweiten Warntag um 11.00 Uhr viele Sirenen in Deutschland heulen und zahlreiche Handys schrillen lassen. Die Behörden wollten damit herausfinden, wie viele Menschen im Ernstfall eine Warnung vor Gefahren erhalten würden. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zog am Donnerstagnachmittag eine erste positive Bilanz. Zahlreiche Nutzer beklagten allerdings, keine Warnung auf ihrem Mobiltelefon erhalten zu haben. Vor allem Telekom-Kunden sollen betroffen gewesen sein. Schon beim ersten bundesweiten Warntag am 10. September 2020 war einiges schiefgelaufen.

In Gemeinden, wo Sirenen installiert sind, hörten die Anwohner am Donnerstag einen lauten Heulton. Verbreitet wurde der Probealarm auch über Radio- und Fernsehsender. Wer Warn-Apps wie Nina oder Katwarn auf seinem Smartphone installiert hat, bekam auch auf diesem Weg einen Hinweis.

Darüber hinaus sollten zahlreiche Menschen erstmals über das sogenannte Cell Broadcast System erreicht werden. Bei diesem Verfahren geht eine automatische Benachrichtigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet ist, Empfang hat und mit einer aktuellen Software läuft. Allerdings funktioniert dies bei einigen älteren Handy-Modellen nicht.

Online viele Beschwerden

BBK-Präsident Ralph Tiesler sagte, das System habe gut funktioniert. Am frühen Nachmittag zog er eine positive Bilanz, räumte jedoch schon ein, dass es womöglich «an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf» geben könne. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte: «Cell Broadcast in den Mix aus Warnmitteln aufzunehmen und damit auch den positiven Erfahrungen in zahlreichen Ländern zu folgen, war eine richtige und wichtige Entscheidung.» In Notfällen und bei Katastrophen können Warnungen so einfach, schnell und zielgenau an eine große Anzahl von Menschen versendet werden.

Doch im Internet beklagten zahlreiche Handynutzer, dass sie keine Warnung erhalten hätten. Auch die stellvertretende Unionsfraktionschefin Andrea Lindholz (CSU) äußerte deutliche Kritik: «Eine flächendeckende Warnung der Bevölkerung sieht anders aus. Trotz des neuen Warnmittels Cell Broadcast wurden erhebliche Teile der Bevölkerung wieder nicht erreicht.»

Die Telekom räumte allenfalls indirekt Probleme ein. «Mit dem heutigen Probelauf sehen wir, dass so ein Tag sehr wichtig für uns alle ist», schrieb das Unternehmen auf Twitter. «Dafür ist der heutige Tag (…) gedacht. Fehler finden & analysieren, damit im Ernstfall alle erreicht werden.» Der Konkurrent Vodafone spricht von einem vollen Erfolg: «Wir werden nun alle Erkenntnisse aus dem Warntag auswerten und für die weitere Optimierung des neuen Warnsystems bis zum Start des Regelbetriebs in 2023 nutzen», teilte das Unternehmen mit. «Dann sollen auch mehr ältere Endgeräte in das Warnsystem einbezogen werden als heute bei der ersten Testwarnung.»

Ab 2023 jährlicher «Bevölkerungsschutztag»

«Der heutige Warntag war ein großer bundesweiter Testlauf für die Warnsysteme – und ein wichtiger Schritt für weitere Verbesserungen im Bevölkerungsschutz», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Zur Auswertung soll auch eine repräsentative Umfrage beitragen, deren Ergebnisse spätestens im Januar vorliegen sollen. Faeser kündigte darüber hinaus weitere Maßnahmen an, um die Menschen besser auf Krisenlagen vorzubereiten. Ab 2023 werde es einen jährlichen «Bevölkerungsschutztag» geben. «An diesem Bevölkerungsschutztag können wir für Schutzmaßnahmen des Staates, aber auch für die Vorsorge, die jeder selbst treffen kann, werben.»

Der erste Warntag im September 2020 war ein großer Fehlschlag. Damals kamen viele Warnungen stark verspätet oder gar nicht an. Diesmal gingen die Probe-Warnmeldungen auf vielen Handys pünktlich ein. Bei der Leitstelle der Kölner Feuerwehr gab es sogar Notrufe von besorgten Bürgern, die erstmals eine Cell-Broadcast-Warnung auf ihr Mobiltelefon bekommen hatten.

Keine Sirenen in Berlin

Bei vielen Berliner Nutzern kamen die Meldungen allerdings gar nicht oder verspätet an, zum Teil erst gegen 11.30 Uhr oder nach 12.00 Uhr, wie sie berichteten. Auch Sirenen waren in der Hauptstadt – anders als in anderen Bundesländern – nicht zu hören. Die Technik sei noch nicht einsatzbereit, zudem stünden erst sehr wenige der neu geplanten Sirenen zur Verfügung, hieß es. In Hamburg habe alles funktioniert, sagte hingegen ein Sprecher der dortigen Innenbehörde. Alle 123 Sirenen im Stadtgebiet hätten Probealarm ausgelöst.

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