Das Moderatorenpaar Gottschalk/Hunziker begrüßt Luise und Mira Pfeiffer zur Kinderwette. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Philipp von Ditfurth/dpa)

Mit zwei Cancan tanzenden Promis, einem Wettkönig mit 3D-Kreuzblick und einem plaudernden Robbie Williams auf der berühmtesten Couch Deutschlands ist die ZDF-Kultshow «Wetten, dass..?» in die nächste Runde gegangen.

Der Showmaster Thomas Gottschalk führte dieses Mal im roten Leoparden-Look durch die Sendung und wurde vom Publikum mit tosendem Applaus gefeiert. Den schüttelte er am Samstagabend in Friedrichshafen mit einem lockeren «Ich bin’s doch nur» ab.

An seiner Seite: Michelle Hunziker in einem opulenten rosafarbenen Designer-Ballkleid. Aber auch sonst fiel die gebürtige Schweizerin auf: Als Co-Gastgeberin kümmerte sie sich charmant um die Kandidaten und lotste ein wenig auch Moderator Gottschalk durch den Wett-Dschungel.

Die 45-Jährige versprühte in gewohnter Manier Luftküsse und Herzen. Gottschalk geriet zwischendurch gar ein wenig in den Schatten der fröhlich herumwirbelnden Hunziker. Und auch das gewohnte Feuerwerk an flotten Gottschalk-Sprüchen fiel in dieser Ausgabe etwas kleiner aus.

Beim TV-Publikum kam auch die zweite Revival-Folge von «Wetten, dass..?» hervorragend an und knackte die 10-Millionen-Marke. Im Schnitt 10,09 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die Show, der Marktanteil betrug 39,5 Prozent. Den riesigen Erfolg vom Vorjahr verfehlte Gottschalk allerdings deutlich: Beim TV-Comeback von «Wetten, dass..?» vor rund einem Jahr waren sogar 13,8 Millionen (45,7 Prozent Marktanteil) dabei.

Frau am Steuer

Ein galantes Handküsschen der Showlegende gab es gleich für die erste Wettkandidatin, die mit einem Bagger Eier aufstechen sollte. Um 20.42 Uhr hieß es dann zum ersten Mal an diesem Abend: «Top, die Wette gilt!» Ohne Baggerwette ist «Wetten, dass..?» seit Jahrzehnten kaum vorstellbar. Neu: Erstmals saß eine Frau am Steuer.

Wettpaten waren der Filmemacher Michael Bully Herbig und der Schauspieler Christoph Maria Herbst, die gegen die Baggerfahrerin wetteten. Der Einsatz: ein Cancan-Tanz, den man dank fünf mit der Baggerschaufel punktierter Eier und somit gewonnener Wette zum Schluss auf der Bühne sehen konnte.

Für einen Gänsehaut-Moment sorgte Popstar Robbie Williams, als er seinen Herzschmerz-Dauerbrenner «Angels» performte und sich unter das Publikum mischte. Unzählige Handylichter leuchteten in der Messehalle, die Zuschauer sangen im Chor und Robbie Williams klatschte entspannt Fans ab. Momente, die «Wetten, dass..?» ausmachen.

Danach durfte der 48-Jährige zunächst hinter die Bühne verschwinden, musste aber später als Pate für eine Spiele-Wette doch noch auf die Couch. Der Einsatz: nicht ganz einfach für den Briten, der im Deutschland-Trikot der Nationalmannschaft viel Glück bei der WM in Katar wünschen sollte.

John Malkovich und Wackelpudding

Der Kandidat wollte Brettspiele an ihrem Geräusch beim Ausschütten erkennen. Er habe viele Fragen dazu, scherzte Williams. «Zuerst: warum?» Die Antwort gab Thomas Gottschalk: «Wenn man diese Frage stellt, muss man sich diese Sendung nicht angucken.» Die Wette konnte der Kandidat für sich und den Popstar gewinnen, der kurz danach seinen Flieger erreichen musste. Aber auch das hat ja Tradition, dass ein internationaler Künstler früher weg muss.

Ein bisschen Hollywood-Glanz brachte die Schauspiel-Legende John Malkovich ins Studio, der von einer viermonatigen Wackelpudding-Diät berichtete. Er habe alle Farben probiert, sagte Malkovich. Zusammen mit Schauspielerin und Produzentin Veronica Ferres und deren Tochter Lilly Krug promotete er einen neuen Film. Der Show ging hier ein wenig der Schwung verloren.

Zusammen waren Malkovich, Ferres und Krug Paten für die Außenwette, die diesmal im Europapark Rust stattfand. Auf einer Achterbahn warf ein Kandidat dem anderen immer wieder ein Smartphone zu. Drei von sechs sollten gefangen werden. Am Ende war zwar nur ein Wurf erfolgreich und die Wette verloren, aber spektakulär war sie allemal. Für die Paten hieß es: Wackelpudding essen.

Politisch wurde die Unterhaltungsshow gleich zweimal. Der Wettkönig des Abends, Marten Reiß, kommt nämlich nach eigenen Worten aus dem von der Braunkohleförderung bedrohten Dorf Lützerath in NRW. Für dessen Erhalt wolle er sein Preigeld von 50.000 Euro einsetzen, sagte er. Reiß gewann seine Wette, bei der er mit Hilfe seines sogenannten Kreuzblicks Fingerabdrücke erkannte.

«Du hast einen gewaltigen Schritt getan, dieses Bewusstsein in die Nation zu tragen», sagte Moderator Thomas Gottschalk nach der gewonnenen Wette zu Reiß. «Heute haben sicher viele zugeschaut, die von Lützerath nichts mehr gehört hatten. Oder noch nie was gehört haben. Jetzt wissen sie’s.»

Direkt im Anschluss trat der Musiker Herbert Grönemeyer auf, der seinen neuen Song «Die Hand» präsentierte und mit Aufnahmen auf die aktuellen Krisen der Welt verwies. Er wolle Solidarität zeigen, sagte er. Als Wetteinsatz kündigte Grönemeyer an, einen Monat lang die Kosten für die Berliner Tafel zu übernehmen. Außerdem bewies der 66-Jährige reichlich Selbstironie – eine Anspielung Gottschalks auf Grönemeyers Tanzstil erwiderte der Musiker mit einem Schmunzeln: «Ich glaube, dass ich sehr anmutig tanze.»

Eine coronabedingte Absage gab es von Tennisstar Alexander Zverev, der wegen eines positiven Tests zu Hause bleiben musste. Er wäre «liebend gerne» dabei gewesen, sagte Zverev per Videogruß. «Wetten, dass..?» sei seine «absolute Lieblingssendung». Vielleicht klappe es ja bei der nächsten Ausgabe. Die ist für das kommende Jahr geplant. Auch dann soll das legendäre TV-Lagerfeuer wieder brennen.

Von Aleksandra Bakmaz und Ute Wessels, dpa

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