Der Mitangeklagte im Wirecard-Prozess, Oliver Bellenhaus, steht zu Beginn des Prozesstags im Gerichtssaal. Im größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte sind Bellenhaus und zwei weitere frühere Wirecard-Manager wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs angeklagt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peter Kneffel/dpa)

Seine Beteiligung am mutmaßlichen Wirecard-Milliardenbetrug hat dem Kronzeugen der Anklage nach eigenen Worten 4,8 Millionen Euro eingebracht. Diese Summe erhielt der von 2013 bis 2020 in Dubai tätige Manager Oliver Bellenhaus demnach als Einmalzahlung, aus Firmengeldern abgezweigt und an der Gehaltsbuchhaltung vorbei. Sein ursprüngliches Monatsgehalt bezifferte Bellenhaus am Donnerstag im Wirecard-Strafprozess auf 13.000 Euro.

«Das Gehalt, das ich bei Wirecard bezogen habe, war meiner Position lange nicht angemessen», sagte Bellenhaus am Donnerstag vor der vierten Strafkammer des Landgerichts München I. Der seit mehr als zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzende Manager war bis zum Zusammenbruch des Skandalkonzerns im Sommer 2020 Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Cardsystems Middle East in Dubai.

Bellenhaus verlangte nach eigener Aussage eine Gehaltserhöhung, ihm schwebten 900.000 bis 950.000 Euro Jahresgehalt vor. Der Vertriebsvorstand Jan Marsalek habe das abgelehnt – und stattdessen eine «einmalige Sonderzahlung» von 4,8 Millionen Euro vorgeschlagen. Das Geld legte Bellenhaus in einer Stiftung in Liechtenstein an.

Bellenhaus: In den Betrug schrittweise reingerutscht

Die Verteidiger des früheren Vorstandschefs Markus Braun haben Bellenhaus beschuldigt, dreistellige Millionenbeträge aus dem Konzern abgezweigt zu haben. Das wies Bellenhaus mehrfach zurück. Auch Wirecard-Aktien habe er nicht besessen: «Das wäre ein schlechtes Investment gewesen.»

In den Betrug rutschte er nach eigener Darstellung über Jahre schrittweise hinein, wollte sich aber nicht absetzen oder der Staatsanwaltschaft stellen: «Wenn ich irgendwo reingegangen bin, bin ich noch nie rückwärts rausgegangen und habe geweint.»

Über Dubai lief bei Wirecard ein großer Teil der Scheingeschäfte mit erfundenen Zahlungsdienstleistungen. Im Laufe der Jahre wurde nach Bellenhaus‘ Worten der Aufwand bei der Erfindung von Scheinumsätzen so groß, dass echtes Geschäft kaum mehr möglich war: «Dafür gab’s auch keine Zeit mehr, sich mit Kunden zu beschäftigen.»

Bellenhaus steht seit Dezember gemeinsam mit dem früheren Vorstandschef Markus Braun und dem ehemaligen Chefbuchhalter vor Gericht. Sie sollen laut Anklage seit 2015 die Bilanzen des Zahlungsdienstleisters gefälscht und kreditgebende Banken um 3,1 Milliarden Euro geprellt haben.

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