Ein Flitzer sorgte bei Portugal gegen Uruguay für Aufsehen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Mit Regenbogenfahne und politischem Superman-Shirt rannte der Aktivist über den Rasen des Lusail-Stadions.  

«Save Ukraine» auf der Vorderseite des blauen T-Shirts, auf der Rückseite «Respect for Iranian Woman» – die drei Botschaften des Italieners beim WM-Spiel zwischen Portugal und Uruguay gingen am Montagabend um die Fußball-Welt. Am Morgen danach bestimmte die Frage das Turniergeschehen in Katar: Wie geht es dem Mann?

Was über die Aktion bekannt ist

Kurz vor seiner Aktion postete der Italiener Mario Ferri Kurzvideos bei Instagram, er huldigte seinem großen «Idol» Cristiano Ronaldo. Angekündigt hat seine Aktion dabei nicht. Ferri lief über den Rasen, wurde von Ordnern gestoppt und in die Katakomben gebracht. Bei der TV-Übertragung wurden die Bilder nicht gezeigt, was allerdings seit Jahren im Weltfußball bei solchen Zwischenfällen üblich ist. Die Regenbogenflagge wurde von Schiedsrichter Alireza Faghani aufgehoben und vom Platz gebracht.

Nach eigenen Angaben zufolge ist Ferri jedoch nicht in Gewahrsam. «Ich bin frei», schrieb der Italiener Mario Ferri am frühen Dienstagnachmittag auf seiner Instagramseite, er bedankte sich für die Unterstützung. Es habe keine rechtlichen Konsequenzen gegeben, schrieb Ferri. Was über die Folgen für den Aktivisten bekannt ist

Der Weltverband FIFA und das WM-Organisationskomitee äußerten sich bis Dienstagmittag nicht. Es blieb unklar, ob Ferri in Gewahrsam ist oder das Stadion ohne Begleitung der Sicherheitskräfte verlassen durfte. Der Italiener, der selbst bei Clubs in seiner Heimat, in Indien und Jordanien höherklassig Fußball gespielt hat, hat bereits etliche Flitzer-Aktionen hinter sich – unter anderem beim deutschen WM-Spiel in Südafrika 2010 gegen Spanien. Anders als in den nationalen Ligen und europäischen Club-Wettbewerben gibt es bei einer WM keinen Heimverein, der für Zwischenfälle mit Zuschauern verantwortlich gemacht wird. Der Fall liegt vorerst bei den Ordnungskräften des WM-Ausrichters.

Welche Parallelen bekannt sind

Grundsätzlich werden Flitzer im Fußball erst einmal zur Kasse gebeten, es gibt aber große Unterschiede bei der Rechtssprechung. Nachdem während des WM-Finales 2018 in Russland gleich vier Aktivisten der Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot in Polizeiuniformen auf den Rasen gelangt waren, hatte ein Moskauer Gericht 15 Tage Arrest verhängt. In Katar könnte beim weiteren Vorgehen eine Rolle spielen, dass nach der massiven Kritik in den Monaten und Jahren vor der Endrunde internationale Medien sehr genau auf die Behandlung des Regenbogen-Aktivisten blicken werden.

Was über die Botschaften bekannt ist 

Die Regenbogenfahne ist ein zentrales Symbol für die LGBTQI*-Community. LGBT ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Jeder Buchstabe steht für die eigene Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung. Homosexualität ist in Katar verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. Der Schriftzug «Save Ukraine» spielt deutlich auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine an. «Respect for Iranian Woman» beschäftigt sich mit dem Schicksal von Tausenden im Iran, wo seit Wochen gegen die Regierung und das islamische Herrschaftssystem protestiert wird. Die Aufstände werden oft von Frauen angeführt. Berichtet wird über viele Tote. Schiedsrichter Faghani ist Iraner.

Was im Stadion gesagt wurde

«Ich hoffe, dass dem Jungen nichts passiert», sagte der portugiesische Mittelfeldspieler Rúben Neves nach der Partie, die Portugal die Teilnahme am Achtelfinale sicherte. «Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt.»

Jan Mies, Miriam Schmidt, Sebastian Stiekel und Christian Kunz, dpa

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