Für vierbeinige Internet-Stars gibt es den German Petfluencer Award. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Henning Kaiser/dpa)

Die Sonne scheint, das Wasserbecken leuchtet in kräftigem Blau. Was läge näher als ein Eis, an diesem wunderbaren Spätsommertag im Waldbad im Kölner Norden?

An der Bude wird der traditionelle Schoko-oder-Erdbeer-Anhänger allerdings übel überrascht. «Was darf es als Topping sein?», fragt die Frau im Eishäuschen. «Ente? Oder Ente-Apfel?»

Wem es bis zu dieser Stelle noch nicht aufgefallen war, der weiß es jetzt: Das Bad ist an diesem Tag für eine spezielle Kundschaft umgestaltet worden. Rund 300 Hunde schnüffeln über die Wege und den Rasen, springen in den Pool und lassen sich zuckerfreies Eis mit Enten-Apfel-Topping servieren. An nichts soll es den Fellnasen fehlen. Es trifft sich die deutsche Petfluencer-Szene, um die sogenannten German Petfluencer Awards zu verleihen. Die Hunde hier sind Internetstars.

Zur Erklärung: Petfluencer ist eine Wortschöpfung aus Influencer und Pet, dem englischen Wort für Haustier. Influencer sind Menschen, die über soziale Netze Fans an ihrem Leben teilhaben lassen und dabei über Nahrungsergänzungsmittel bis Lockenstäbe allerhand Dinge bewerben.

Petfluencer machen dasselbe – aber eben als Tier. Daher setzen sie auch eher Produkte in Szene, die Tieren das Leben angenehmer machen sollen. Der Markt ist lukrativ, für ihren Fiffi greifen die Deutschen auch mal tiefer in die Tasche.

Das weiß auch Investorin Judith Williams, bekannt aus der Vox-Sendung «Die Höhle der Löwen», in der Geschäftsideen in Reihe begutachtet werden. Sie hat ihre Hündin Sissi auf dem Arm. Das Tier gilt in der Familie als ein bisschen gehfaul. «Man möchte mit Hunden natürlich immer das Richtige tun», erklärt Williams. «Das ist ähnlich wie mit seinen Kindern.» Gekommen ist sie wegen einer Kooperation mit einer Firma, die Futter individuell auf Hundevorlieben und- verträglichkeiten abstimmt.

Petfluencer sind ein Hebel, um derlei Produkte bekannt zu machen. Und Tiere funktionieren im Internet schon immer – macht eine Katze Schabernack und wird dabei gefilmt, kann das Video auf millionenfache Klicks hoffen. André Karkalis, Geschäftsführer der Petfluencer-Agentur, die die German Petfluencer Awards organisiert, rechnet vor, dass auf dem Gelände an diesem Tag Tiere mit rund zehn Millionen Followern aneinander vorbeihecheln. Das will natürlich auch geregelt sein. Im Flyer wird klar gestellt, dass Häufchen unverzüglich zu entfernen sind. «Weder Menschen noch Sponsoring-Stände dürfen markiert werden.»

Die Szene hat ihre eigenen Stars und Sternchen. Gekommen ist etwa der Fotograf Andrius Burba, der Tiere auf Glasplatten stellt und von unten fotografiert. Angekündigt wird er als «Mastermind». In der Hauptkategorie setzt sich der Account «@verpinscht» durch, der sich um die drei Hunde Mojo, Rana und Mateo dreht. Er hat sich mehr als 111.000 Follower bei Instagram erarbeitet. Das ist noch nicht die Kategorie Kim Kardashian, aber ordentlich.

«Es gibt in Deutschland ganz wenige, die das hauptberuflich machen. Für die allermeisten ist das ein Hobby», sagt Karkalis. Man verdiene sich als Halter damit etwas dazu.

Die Gespräche, die an den Tischen, Buden und Hundeparcours geführt werden, sind durchaus bemerkenswert. «Wir kennen uns nicht persönlich. Aber ich glaube, ich habe den Hund erkannt!», sagt eine Frau. Ein Mann schaut derweil prüfend auf einen gegrillten Snack. «Ist das für mich?», fragt er. «Oder für den Hund?» Auflösung: für den Hund.

In der ersten Preis-Runde waren die Hunde dran. Die Katzen bekommen ihre eigenen Awards im November. Das ist womöglich auch besser. Man gerät ja auch manchmal in Streit. Im Internet. Und in der Tierwelt.

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa

Von