Die Schweiz startet mit einem 3:1-Erfolg in die Fußball-Europameisterschaft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Für Granit Xhaka gehen die Feiertage einfach weiter. Nach Meisterschaft und DFB-Pokal mit seinem Club Bayer Leverkusen gewann der 31 Jahre alte Spielmacher am Samstag in der deutschen Gruppe auch das erste EM-Spiel der Schweizer Nationalmannschaft gegen Ungarn verdient mit 3:1 (2:0). Zusammen mit dem ehemaligen Gladbacher Breel Embolo stand der überragende Xhaka danach vor den Schweizer Fans und ließ sich feiern.

«Es war brutal wichtig, mit einem Sieg zu starten», sagte er. «Wir hatten eine sehr gute erste Halbzeit. In der zweiten Hälfte waren wir nicht schlechter, die Ungarn mussten aber mehr machen. Wir haben den Sieg verdient!»

Drei Jahre nach dem Viertelfinal-Einzug bei der Europameisterschaft 2021 haben die Eidgenossen damit erneut die Weichen in Richtung K.o.-Runden-Teilnahme gestellt. Der Ex-Nürnberger Kwadwo Duah (14. Minute), Michel Aebischer (45.) sowie der eingewechselte Embolo (90.+3) schossen in Köln die Tore für das Team des früheren Bundesligaprofis Murat Yakin. Für die enttäuschenden Ungarn war nur Barnabás Varga (66.) erfolgreich.

«Das ist natürlich ein guter Start», sagte der für den FC Bologna spielende Aebischer. Und trotz der phasenweise klaren Überlegenheit der Schweizer war das Fazit des deutschen Sportdirektors Rudi Völler bei MagentaTV: «Die beiden werden uns mehr abverlangen als die Schotten.»

Ungarn nun gegen die DFB-Auswahl unter Druck

In der Gruppe A sind die Ungarn am Mittwoch (18.00 Uhr) zweiter EM-Gegner des deutschen Teams, das am Freitagabend mit einem fulminanten 5:1 gegen Schottland in das Heimturnier gestartet war. Gegen die Schweiz spielt die DFB-Auswahl am Sonntag nächster Woche (21.00 Uhr).

Das zweite Spiel der Euro 2024 sahen offiziell knapp 47.000 Zuschauer, auf den Tribünen blieben allerdings etliche Sitze frei. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban war dagegen zum EM-Auftakt seines Landes gekommen und dürfte angesichts des seltsam passiven Auftritts seiner Landsleute schnell bedient gewesen sein. 

Ungarns italienischer Nationaltrainer Marco Rossi bot acht EM-Teilnehmer von 2021 in der Startelf auf. Schon vor drei Jahren hatten es die Ungarn in der deutschen Vorrunden-Gruppe nicht in die K.o.-Runde geschafft. Sollten sie sich nicht deutlich steigern, droht ihnen bei ihrer fünften EM-Endrunden-Teilnahme auch diesmal wieder das frühe Aus. In der Form von Samstag jedenfalls braucht das deutsche Team auch vor dem zweiten Vorrunden-Gegner kaum Angst zu haben. 

Die Schweiz nutzt die Überlegenheit zur Führung

Die Schweiz, die in Yann Sommer (Inter Mailand), Manuel Akanji (Manchester City) und Granit Xhaka (Bayer Leverkusen) eine Achse von drei Meistern aus europäischen Topligen auf dem Feld hatte, begann entsprechend selbstbewusst und war von Beginn an klar überlegen. Dabei waren sie auch mit einfachen Mitteln und verhältnismäßig wenig Tempo im Spiel zumindest in der ersten Halbzeit besser. Die Ungarn ließen ihnen zu viel Platz.

Ihre Überlegenheit nutzten die Schweizer früh zur verdienten Führung, bei der allerdings der Videoschiedsrichter den slowenischen Linienrichter korrigieren musste. Denn der hatte beim Traumpass von Aebischer auf den Torschützen Duah fälschlicherweise eine Abseits-Position angezeigt. Der Stürmer war 2023 vom 1. FC Nürnberg nach Bulgarien gewechselt. «Das zweite Länderspiel, das erste Goal – innerlich bin ich am Explodieren», sagte Duah hinterher. 

Und die Eidgenossen hätten schnell nachlegen müssen. Ein Geschenk von Milos Kerkez vom AFC Bournemouth erlief Ruben Vargas in der 20. Minute, doch der Augsburger vergab diese hundertprozentige Möglichkeit und scheiterte an Leipzigs Schlussmann Peter Gulacsi im ungarischen Tor. 

Nach der Pause werden die Eidgenossen passiv

Das überfällige zweite Tor fiel dann noch unmittelbar vor dem Pausenpfiff. Aebischer schlenzte den Ball ins lange Eck und ließ Gulacsi diesmal keine Chance. Der 27-Jährige hatte dabei viel zu viel Zeit und wurde an der Strafraumgrenze nicht wirklich attackiert. 

Nach dem Wechsel zog sich die Schweiz zurück und tat nicht mehr als nötig, um die limitierten Magyaren in Schach zu halten. Und das war keine gute Entscheidung. Der aktuell zuverlässigste ungarische Knipser Varga von Ferencvaros setzte sich im Luftkampf gegen Aebischer durch und köpfte zum Anschluss ein. Für den 29-Jährigen war es das siebte Tor im neunten Spiel seit seinem Länderspieldebüt im vergangenen Jahr.

Drei Minuten zuvor hatte Varga noch die bis dahin beste Torchance seines Teams vergeben. Um auch noch zum 2:2 zu kommen, waren die Ungarn aber viel zu harmlos. Im Gegenteil: Das 3:1 für Schweiz hatte sich schon Minuten vorher abgezeichnet.

Von Carsten Lappe und Eric Dobias, dpa

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