Die Finanzmärkte stehen nach den verschärften Sanktionen des Westens gegen Russland weiter unter Druck. Die zum Wochenstart anfangs teilweise sehr kräftigen Verluste an den Aktienbörsen wurden am Montag jedoch bis zum Handelsschluss spürbar eingedämmt. Die meisten Börsen Europas schlossen mit Abschlägen von um die ein Prozent oder gar etwas weniger. In den USA wurden zuletzt ebenfalls relativ moderate Verluste verbucht.
Die Sorgen vor wirtschaftlichen Folgen von Russlands Invasion bleiben aber groß. Steigende Preise für Rohstoffe wie Öl könnten die Inflation weiter anheizen. Zudem droht der Handel mit Russland in vielen Bereichen zum Erliegen zu kommen nach dem Ausschluss großer russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetz Swift. Investoren setzen auf Anlagen, die als sichere Häfen gelten, wie den US-Dollar, Anleihen und Gold. Der russische Rubel stürzte weiter ab.
Wann gehen die Türen wieder auf?
Die Börse in Moskau blieb angesichts der aktuellen Lage am Montag geschlossen. Am Montagabend wurde dann verkündet, dass auch am Dienstag nicht gehandelt werden wird. Ob am Mittwoch die Türen zur Börse wieder aufgehen, will die Zentralbank am einen Tag vorher um 09.00 Uhr verkünden.
Die ersten Gespräche zwischen der Ukraine und Russland machten Anlegern nur bedingt Hoffnung, denn eine Pause für die Kämpfe bedeuteten sie nicht. Die Atommacht Russland versetzte ihre Abschreckungswaffen in erhöhte Alarmbereitschaft.
Der deutsche Aktien-Leitindex Dax verlor zunächst mehr als drei Prozent, beendete den Handel dann aber mit einem relativ moderaten Abschlag von 0,73 Prozent auf 14.461,02 Punkte. Der MDax schloss sogar mit 0,23 Prozent im Plus bei 31.873,35 Zählern.
Gewinner Rüstungswerte
Deutliche Kursgewinne bei Rüstungswerten wurden zu einem Gegenpol zu den marktbreiten Kursverlusten, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag im Bundestag angekündigt hatte, dass die Bundeswehr 100 Milliarden Euro erhalten wird. So sprang die Aktie von Rheinmetall um rund 25 Prozent nach oben.
«Es gilt zu berücksichtigen, dass die Marktreaktionen bis jetzt und per saldo überschaubar geblieben sind, was in Anbetracht des von Russland angefachten Krieges in Europa und der indirekten Drohung mit Atomwaffen überrascht», erklärte Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba. Von Panik sei keine Spur, wenngleich die Schwankungen groß bleiben dürften.
So zieht der Westen die Sanktionsschraube gegen Russland weiter an und will zudem zusätzliche Waffen an die ukrainischen Streitkräfte liefern. In der Nacht zum Montag setzte die Europäische Union ihre schwerwiegenden Sanktionen gegen die russische Zentralbank in Kraft. Sie umfassen nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein Verbot von Transaktionen mit dem Finanzinstitut. Zudem werden alle Vermögenswerte der Notenbank in der EU eingefroren.
Rubel auf Talfahrt
Der russische Rubel ging daraufhin auf Talfahrt. Zuletzt mussten für einen US-Dollar 105 Rubel gezahlt werden, ein Viertel mehr als am Freitag. Da half es wenig, dass die russische Notenbank den Leitzins um 10,5 Prozentpunkte auf 20,0 Prozent anhob.
Russlands Zentralbank will auch mit weiteren Maßnahmen dem heimischen Finanzsystem unter die Arme greifen. So wurde es Wertpapierhändlern ab sofort untersagt, russische Wertpapiere im Besitz von Ausländern zu verkaufen, wie die Bank am Montagmorgen mitteilte. Mit Kapitalspritzen und Fremdwährungsgeschäften sollen zudem heimische Geldinstitute gestützt werden.
Zudem beschlossen Deutschland, die USA und andere westliche Verbündete einen Ausschluss russischer Finanzinstitute aus Swift. Experten zufolge wird das aber auch die deutsche Wirtschaft belasten; der Handel mit Russland könnte in weiten Teilen zum Erliegen kommen. Dabei scheint es aber der Bundesregierung wichtig gewesen zu sein, dass Gas- und andere Rohstofflieferungen weiterhin bezahlt werden können. Das könne über die im Swift-System verbleibenden Banken geschehen, hieß es.
Schwerwiegende Folgen für Deutschland
Für Deutschland seien die wirtschaftlichen Folgen schwerwiegender, als es noch vorige Woche absehbar gewesen sei, erklärt Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank. «Wir müssen davon ausgehen, dass die Inflationsrate aufgrund sehr hoher Energiepreise in den nächsten Monaten noch weiter ansteigt. Ein Rückgang unter die Vier-Prozent-Marke im Jahresdurchschnitt 2022 scheint damit nur noch schwer vorstellbar. Auch die für das Frühjahr erwartete wirtschaftliche Erholung dürfte schwächer ausfallen als bislang angenommen.» Die hohe Teuerungsrate belaste die Kaufkraft der privaten Haushalte und lasse die Kosten der Unternehmen ansteigen.
Der europäische Gaspreis schnellte am Montag nach oben. Der Ölpreis legte zuletzt um drei bis vier Prozent zu. Für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent mussten wieder mehr als 100 Dollar gezahlt werden.
Der Kurs des US-Dollar stieg denn auch im Vergleich zum Euro. Zuletzt mussten für einen Euro knapp 1,12 Dollar gezahlt werden. Der Preis für Gold stieg um mehr als ein Prozent auf rund 1913 Dollar. Damit blieb der Kurs aber unter seinem Vorwochenhoch. Für den Februar notiert das Edelmetall weiterhin deutlich im Plus. Die Kurse deutscher Bundesanleihen legten ebenfalls zu.