An Deutschlands Bahnhöfen will die Post in den kommenden Monaten Hunderte neuer Paket-Abholautomaten bauen.
Der Konzern verkündete am Donnerstag eine Kooperation mit der Deutschen Bahn, der zufolge 800 sogenannte Packstationen auf dem Gelände der Bahn installiert werden – der Großteil von ihnen soll schon dieses Jahr einsatzbereit sein. Ein erster neuer Automat ging kürzlich am Leipziger Hauptbahnhof in Betrieb. Derzeit hat DHL bereits rund 100 Packstationen an Bahnhöfen, nun wird die Zusammenarbeit intensiviert.
An einer Packstation können Nutzer Pakete rund um die Uhr abholen, sie sind also nicht gebunden an die Öffnungszeiten von Post-Filialen oder Kiosken. Derzeit hat die Deutsche Post DHL bundesweit rund 9000 solcher Automaten.
Ende dieses Jahres steigt auch die Bahn in die Nutzung der neuen Paket-Stationen ein. Diese haben einen gelben Bereich, in dessen Fächer nur DHL Sendungen einliefert und abholt, und einen blauen Bereich, mit dem die Bahn den Click-&-Collect-Service «Box – Die Abholstation» anbietet. Einzelhändler und Online-Shops können dort Waren deponieren, damit ihre Kunden unkompliziert darauf zugreifen können; beispielsweise Pendler, die abends auf dem Weg nach Hause noch etwas abholen, was sie tagsüber in einem Bahnhofsshop bestellt haben – der Shop ist bereits zu, das Produkt ist aber trotzdem noch verfügbar.
Mit dem neuen Service will der Verkehrskonzern Bahnhöfe aufwerten, dortige Ladengeschäfte können im Kampf um die Kundengunst mit einer Rund-um-die-Uhr-Abholmöglichkeit punkten. Es sei das Ziel, «mit modernen Bahnhöfen und innovativen Services dazu beizutragen, dass Reisende noch öfter die klimafreundliche Bahn als Verkehrsmittel wählen», sagte der Chef der DB Station & Service AG, Bernd Koch.
Das Thema Klimaschutz nutzt auch die Post in ihrer Werbung. So betonte der DHL-Manager Holger Bartels bei der Vorstellung am Donnerstag, dass bei der Abgabe eines Pakets an einer Packstation viel CO2 eingespart werde. Vergleiche man den CO2-Ausstoß, der beim Paketversand auf der Strecke zwischen dem Depot und dem Zustell-Ort durchschnittlich anfällt, so liege der bei Packstationen 30 Prozent niedriger als bei der Haustürzustellung.
Die Haustürzustellung ist der Paketbranche schon seit langem ein Dorn im Auge, denn sie ist zeitraubend und damit teuer für die Firmen. Daher bewirbt die Branche schon länger andere Arten der Zustellung – DPD, Hermes und GLS setzen vor allem auf Kioske und Geschäfte, die nebenbei auch für die Paketfirmen tätig sind und die Sendungen bei sich lagern, bis der Empfänger sie abholt. Auch die Post hat solche Paketshops, zusätzlich setzt sie aber verstärkt auf die Abhol-Stationen, die Tag und Nacht nutzbar sind.
Beim Ausbau macht die Post Tempo: Anfang 2021 hatte sie nach eigenen Angaben etwa 6500 Packstationen, nun sind es 9000 und Ende dieses Jahres sollen es 11.500 sein, Ende 2023 sogar 15.000. Die neue Bahn-Kooperation ist beim forcierten Ausbau ein wichtiger Baustein.
Die Wettbewerber am Paketmarkt setzen längst nicht so stark auf Abhol-Stationen wie der Bonner Marktführer. Der Online-Händler Amazon, der die Zustellung von Bestellungen teilweise selbst übernimmt, hatte Ende 2021 in Deutschland nach eigenen Angaben an mehreren Hundert Standorten «Locker» – also Abhol-Automaten. Hermes und DPD wiederum hatten in Hamburg zwei Jahre lang ein Pilotprojekt, bei dem sie Automaten an S-Bahn- oder U-Bahn-Stationen aufgestellt hatten.
Dieser Pilotbetrieb sei Ende Februar nach zwei Jahren ausgelaufen, berichtete Bahn-Manager Koch am Donnerstag. Es sei «vielversprechend genug» gewesen, um Abhol-Automaten nun auch in der Fläche anbieten zu wollen – «aber wir haben mit DHL jetzt einen anderen Partner». DPD und Hermes bleiben an deutschen Bahnhöfen also erstmal außen vor, und das gilt auch für den US-Riesen: «Amazon Locker wird es bis auf Weiteres erstmal nicht geben an Bahnhöfen», sagte Koch.