Fast 40 Prozent aller Ausbildungsplätze in Deutschland bleiben nach einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unbesetzt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Fast 40 Prozent aller Ausbildungsplätze in Deutschland bleiben nach einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unbesetzt.

Stark betroffen seien auch Berufe, in denen schon heute ein ausgeprägter Fachkräftemangel herrsche, berichteten die Wirtschaftsforscher am Dienstag. Über die Studie berichtete zuerst die «Rheinische Post».

Zahl steigt seit Jahren

Die Zahl der gemeldeten unbesetzten Ausbildungsstellen sei seit 2013 fast kontinuierlich gestiegen, berichteten die Forscher. Im vergangenen Jahr seien gut 63.000 gemeldete Stellen unbesetzt geblieben, was knapp zwölf Prozent des Ausbildungsangebots entspreche. Doch sei das Problem deutlich größer. «Werden auch diejenigen Stellen betrachtet, die aus vielfältigen Gründen nicht bei den Arbeitsagenturen gemeldet werden, liegt dieser Anteil deutlich höher bei knapp 40 Prozent», berichtete das IW.

«Die Fachkräfteengpässe auf dem Arbeitsmarkt sind in den letzten Jahren weiter gestiegen. In immer mehr Berufen können nicht alle offenen Stellen besetzt werden», heißt es in der Untersuchung. Die Wirtschaft habe darauf reagiert und in den Bereichen, wo ein nachhaltiger Fachkräftemangel herrsche, verstärkt Ausbildungsplätze angeboten. Doch erweise es sich zunehmend als Problem, die Angebote und die Wünsche der Jugendlichen zusammenzubringen.

Lücke bei Fleisch- und Backwarenverkauf

Es gebe in vielen Berufen und Regionen unbesetzte Ausbildungsplätze, während es in anderen Berufen und Regionen unversorgte Bewerber und Bewerberinnen gebe, betonten die Experten. So gebe es im Verkauf von Fleisch- oder Backwaren eine deutliche Fachkräftelücke und zahlreiche Ausbildungsplätze. Doch das Interesse sei gering. Die Zahl unbesetzter Stellen sei hier größer als die Zahl abgeschlossener Ausbildungsverträge.

In anderen Berufen – etwa bei Klempnern, Gastronomie-Fachkräften oder Beton- und Stahlbetonbauern – sei es ähnlich. Die Experten plädierten dafür, in der Berufsorientierung stärker auf Berufe mit hohem Fachkräftemangel und freien Ausbildungsplätzen aufmerksam zu machen. Das sei auch im Interesse der Jugendlichen: Denn sie hätten hier nicht nur eine größere Chance auf einen Ausbildungsplatz, sondern auch bessere Aussichten auf eine spätere Anstellung – und häufig bessere Verdienstaussichten.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) nahm Unternehmen in die Pflicht. «Unbesetzte Ausbildungsplätze finden sich häufig in Berufen, die hohe Abbruchquoten haben», sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Betriebe müssten attraktive Bedingungen schaffen und sich auch für Bewerberinnen und Bewerber mit Hauptschulabschluss öffnen. «Unterstützungsangebote wie die Assistierte Ausbildung helfen Betrieben dabei, sind aber noch zu unbekannt und werden noch nicht ausreichend genutzt.» Laut DGB hängen 68 000 junge Menschen in Warteschleifen zwischen Schule und Ausbildung fest. Die Gewerkschaft forderte eine Ausbildungsgarantie und eine Ausbildungsumlage.

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