Schalkes Rodrigo Zalazar jubelt mit Fans über den Aufstieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Die Aufstiegsparty im blauen Saison der heimischen Arena ging erst in den Morgenstunden zu Ende. Mit ähnlicher Energie wie zuvor beim Happy End im 3:2 (0:2)-Drama über den FC St. Pauli ließen es die Schalker Profis mächtig krachen.

Am längsten hielten Matchwinner Simon Terodde und weitere Mitstreiter durch, die sich um kurz vor 8.00 Uhr in der Früh glückselig auf den Heimweg machten.

Sichtlich bewegt wertete Trainer Mike Büskens, der in dieser magischen Nacht ganz auf Schlaf verzichtete, die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus als Meilenstein in der ereignisreichen Historie des Kultclubs: «Von diesem Abend werden wir noch in ein, zwei Jahrzehnten reden. Es freut mich für diesen Verein, der in den letzten Jahren viel gelitten hat.»

Rouven Schröder: «Schalke lebt wieder»

Noch am Morgen nach dem für alle Schalker magischen Event verspürte Peter Knäbel Hochgefühle. «Es läuft mir jetzt noch den Rücken runter», sagte der Sportvorstand beim TV-Sender Bild. Der gemeinsame Jubel der Profis mit den Fans vertrieb all seine Sorgen der vergangenen Wochen: «Dieses vereinte Schalke hat seine Kraft und seinen Sinn wiedergefunden. Schalke ist einfach mehr. Und dieses Mehr hat man gestern gesehen.» Sportdirektor Rouven Schröder wählte ähnlich pathetische Worte: «Schalke 04 lebt wieder.»

Schon beim Start in die Partynacht unmittelbar nach dem Schlusspfiff entlud sich der immense Erfolgsdruck. Torjäger Terodde sank auf den Rasen und weinte Tränen der Freude. Die rund 2000 Fans, die zum Leidwesen der Sicherheitskräfte den Platz stürmten, sicherten sich in erster Euphorie Stücke des Rasens und der Tornetze. «Es musste genau so kommen, wie es heute gekommen ist für die Schalker Seele. Unfassbar, was hier abgegangen ist», kommentierte Schröder, der ein T-Shirt mit der Aufschrift «Glück Auf Steiger» trug.

Schalke dreht Zwei-Tore-Rückstand

Der Verlauf der Partie passte zum wechselhaften Saisonverlauf des Revierclubs, der noch im Dezember als Tabellenachter abgeschlagen schien. Nach dem frühen Doppelpack von Igor Matanovic (9./17. Minute) lag der Spitzenreiter mit 0:2 hinten, bewahrte aber die Nerven und machte nach Treffern von Terodde (47./Foulelfmeter/71.) und des ehemaligen St. Pauli-Profis Rodrigo Zalazar (78.) den insgesamt vierten Bundesliga-Aufstieg perfekt. «Das Gefühl ist unglaublich. Es war unser Traum. Dafür mussten wir kämpfen, man bekommt es nicht geschenkt», kommentierte Büskens.

Leicht gefallen ist dieser Aufstieg wahrlich nicht. Die nach dem von den Russen begonnenen Krieg in der Ukraine überfällige Trennung von Hauptsponsor Gazprom brachte zwar viel Zustimmung ein, war der ohnehin angespannten Finanzlage des Revierclubs aber wenig zuträglich. Dass nur wenige Tage später Chefcoach Dimitrios Grammozis nach der 3:4-Heimschlappe gegen Hansa Rostock seinen Hut nehmen musste, sorgte auch für ein sportliches Beben.

Stevens: Büskens „Hüter der Schalker Kultur»

Die zunächst von Skepsis begleitete Beförderung von Büskens vom Co-Trainer zum Chefcoach erwies sich als kluger Schachzug. Sieben Siege in acht Spielen unter der Regie des ehemaligen Profis ebneten den Weg zurück in standesgemäße Regionen. «Er hat einen unfassbaren Job gemacht und ist das Gesicht dieses Aufschwungs», lobte Knäbel. Nach Einschätzung des in Gelsenkirchen als Jahrhunderttrainer verehrten Huub Stevens, der zusammen mit seinen «Eurofightern» zum 25-Jubiläum des UEFA-Cup-Sieges von 1997 im Stadion weilte, ist Büskens gar «Hüter der Schalker Kultur».

Zur Freude von Knäbel schafft der bereits am zweitletzten Spieltag gesicherte Aufstieg Planungssicherheit. «Jetzt können wir uns auf die kommende Bundesliga-Saison vorbereiten und wissen, was wir zu tun haben. Das nimmt einem den Druck», sagte der Sportvorstand. Für ihn und seine Mitstreiter aus der Schalker Chefetage ist die Suche nach einem neuen Trainer und nach Verstärkungen leichter geworden: «Seit gestern Abend sind wir eine noch schönere Braut.»

Wer den FC Schalke (62 Punkte) in die Bundesliga begleitet, wird sich erst am letzten Spieltag erweisen. Mit dem 3:0 (0:0) beim Absteiger aus Aue eroberte Werder Bremen (60) den zweiten Tabellenplatz und kann schon mit einem Remis daheim gegen Regensburg alles klarmachen. Selbst der bereits abgeschriebene Hamburger SV (57) darf nach dem 2:1 (2:1) über Hannover und dem Sprung auf Rang drei wieder hoffen. Ein Erfolg in Rostock würde zumindest die Relegation sichern. Dritter im Bunde der weiteren Aufstiegskandidaten ist der punktgleiche Tabellenvierte SV Darmstadt, der mit dem 1:2 (0:2) in Düsseldorf eine bessere Ausgangsposition verspielte.

Von Heinz Büse, dpa

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