Abgeerntetes Weizenfeld bei Duisburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Gerten/dpa)

Angesichts angespannter Getreidemärkte wegen des Ukraine-Krieges will Bundesagrarminister Cem Özdemir den Bauern ermöglichen, mehr Weizen zu produzieren.

Dazu setze er sich in Brüssel dafür ein, Neuregelungen für den Wechsel von Ackerpflanzen zu verschieben, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch im Bundestag. «Damit kann bei dieser Herbstaussaat Weizen auf Weizen angebaut werden.» Der Bauernverband begrüßte die Pläne, denen aber weitere folgen müssten. Auch die Opposition forderte zusätzliche Schritte.

Konkret geht es um 2023 greifende EU-Vorgaben, wonach der Anbau derselben Ackerpflanze zwei Jahre in Folge auf derselben Fläche zum Bodenschutz grundsätzlich nicht mehr möglich ist. In der Regel müsste dann nach Weizen etwa Mais oder Raps angebaut werden. Der Vorstoß zielt nun darauf ab, die EU-Kommission feststellen zu lassen, dass diese Regelung erst 2024 erfüllt sein muss – und nicht schon 2023 im Vergleich zu diesem Jahr. Dies würde die Anbauplanungen der Landwirte erheblich erleichtern.

Özdemir sagte zu diesem Vorschlag: «Dafür zahlen Umwelt und Böden einen Preis.» Der Kompromiss stehe aber in vertretbarem Verhältnis zur Notwendigkeit. «Der Vorteil ist, wir erhalten die wenigen Flächen für den Artenschutz. Denn sind diese Vielfaltsflächen erstmal verschwunden, gibt es auch nichts mehr zu schützen.» Die große Aufgabe dieser Zeit sei: «Versorgungssicherheit und Klimaschutz und Artenschutz. Daran müssen wir uns messen lassen.»

Bauern begrüßen Initiative aus dem Ministerium

Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte: «Wir wollen weiter im bisherigen Umfang Brotweizen anbauen können.» Deshalb begrüße der Verband die Initiative des Ministeriums. «Aber das kann nur ein erster Schritt sein. Wir erwarten jetzt Vorschläge aus Brüssel und Berlin, wie die Ernährungskrise gelöst werden kann.» Winterweizen, der im Herbst gesät wird, ist die wichtigste deutsche Getreideart.

Als Entlastung der Bauern hat Özdemir unter anderem schon ermöglicht, dass in diesem Jahr ausnahmsweise Gras und Pflanzen von bestimmten «ökologischen Vorrangflächen» als Futter genutzt werden dürfen. Das soll Preisanstiege abmildern. Er wendet sich aber gegen weitergehende Forderungen auch aus den Ländern, auf Brachflächen wieder alles machen zu können und dort etwa Getreide anzubauen.

In einer Aktuellen Stunde im Bundestag kritisierte die Opposition diesen Kurs und forderte mehr Anbauflächen zum Getreideanbau, die nach der Linie der EU-Kommission auch möglich wären. Ein «Weiter-so» als ob nichts wäre, sei zynisch, unethisch und ausgeschlossen, hielt Unions-Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU) dem Minister vor. Mit seinen guten Anbaubedingungen habe Deutschland eine Verantwortung für die ganze Welt. Der Vorsitzende der Länder-Agrarminister, Sven Schulze (CDU) aus Sachsen-Anhalt, sprach mit Blick auf den EU-Vorstoß Özdemirs von einem «ersten kleinen Baustein». Das sei «aber noch lange nicht alles, was wir brauchen», sagte er im Bundestag.

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