Bäuerinnen und Bauern warten, dass es regnet. Denn ohne Wasser wachsen keine Pflanzen. Die ausbleibenden Niederschläge stellen die Landwirtschaft vor Probleme. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Die seit Wochen in vielen Regionen ausbleibenden Niederschläge stellen die Landwirtschaft vielerorts vor Probleme.

Die oberflächennahen Bodenschichten im Norden Deutschlands und am Rhein entlang seien auch wegen der jüngst sehr warmen Temperaturen derzeit trockener als im langjährigen Durchschnitt, sagt Andreas Brömser, Agrarmeteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach: «Im Westen und in der Nordosthälfte ist es deutlich trockener als üblich.» Andererseits sei die Bodenfeuchte im Süden und Südosten relativ normal, im Alpenbereich sogar nasser als üblich. Im Norden habe es in den vergangenen drei bis vier Wochen relativ wenig geregnet.

  • Die Folgen: Vor allem Kulturen, die erst vor kurzem gesät wurden, leiden, weil sie noch keine Wurzeln ausbilden konnten, sagt Brömser. Das betreffe den Mais, die Zuckerrübe oder die Sojabohne. Der Blick auf die Bodenfeuchte-Karten des DWD zeige, dass die Böden in einer Tiefe von etwa 30 Zentimeter auch im Norden noch relativ feucht seien. Bei den frisch gepflanzten Kulturen reiche die Wurzel noch nicht weit genug in den Boden. Sommergetreide, das im März gesät wurde, oder Winterraps und Wintergetreide, das bereits im vergangenen Herbst ausgebracht wurde, hätten bereits ein ausreichend langes Wurzelwerk, um an das Wasser im Boden zu kommen.
  • Hinweise auf ein Dürrejahr: Wie sich das Wetter in den nächsten Wochen entwickelt, lässt sich seitens der Meteorologie nicht sagen, betont Brömser. Niederschlagsprognosen über siebe Tage hinaus seien nicht zuverlässig. Allerdings sei die Feuchtigkeit in tieferen Bodenschichten derzeit noch größer als in den Dürrejahren 2018 und 2019, sagt der Wetterexperte.
  • Zusammenhang mit dem Klimawandel: Langfristig werden die Temperaturen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten steigen, sind sich Experten sicher. An der Niederschlagsmenge selber ändere sich nichts, sagt Brömser. Aber es sehe danach aus, dass sich Starkregenniederschläge häufen und Trockenphasen länger andauern werden. Die Landwirtschaft werde sich auf diese veränderten Rahmenbedingungen einstellen müssen.
  • Konsequenzen für Landwirte: «Es geht darum, dass man intelligent mit dem Wasser umgeht», sagt Naturschutz-Experte Volker Wachendörfer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Neben dem Einsatz moderner Bewässerungstechnologien werde auch versucht, Regenwasser in der Landschaft zu halten, indem etwa Entwässerungsgräben geschlossen werden. In diesem Zusammenhang sei auch der Schutz von Feuchtgebieten wichtig, sagt Wachendörfer. Bei der Bodenbearbeitung müsse darauf geachtet werden, so wenig Wasser wie möglich verdunsten zu lassen. Auch Erosionsschutz sei wichtig: Auf den Feldern sollte kein nackter Boden mehr sein, sondern Zwischenfrüchte. Auch Heckenstrukturen sollten das Wegwehen und Wegspülen des Bodens verhindern. Die Züchtung von trockenresistenterem Saatgut sei ein wichtiges Thema.
  • Aktuelle Situation: Wenn es nicht bald ausreichend regne, sei für die Regionen nördlich des Mains mit negativen Auswirkungen auf die Ernte zu rechnen, sagte jüngst der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, im Nachrichtensender ntv. Weitere Trockenheit hätte erhebliche Ernteeinbußen zur Folge. «Wir hoffen auf Regen in Bälde.» Gleichwohl sei die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln noch bis zum ersten Quartal des kommenden Jahres gesichert.
Von Elmar Stephan, dpa

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