Belastet von einer neuerlichen Regierungskrise in Italien ist der deutsche Aktienmarkt um Donnerstag vor einer voraussichtlichen Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) eingeknickt. Der Dax verlor gegen Mittag 0,52 Prozent auf 13.213,32 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen fiel um 0,48 Prozent auf 26.568,72 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,1 Prozent nach unten.
Eine Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte gilt als ausgemachte Sache, wegen der hohen Inflation ist aber auch ein Anstieg um einen halben Prozentpunkt durchaus möglich. Für Erleichterung sorgte unterdessen, dass wieder russisches Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 fließt. Italien droht im politischen Chaos zu versinken, nachdem Staatschef Sergio Mattarella den Rücktritt von Ministerpräsident Mario Draghi angenommen hat. Entspannter zeigten sich die Börsianer beim Thema Gas, nachdem die russischen Gaslieferungen nach der Wartung von Nord Stream 1 am Donnerstagmorgen wieder angelaufen sind.
SAP mit starkem Ergebnisrückgang
Europas größter Softwarehersteller SAP verzeichnete im zweiten Quartal einen deutlichen Ergebnisrückgang wegen Kosten in der Ukraine und einem schwachen Lizenzgeschäft. Für das Gesamtjahr strich das Management beim operativen Ergebnis auch die Prognose zusammen. SAP will indes weitere Aktien im Volumen von bis zu 500 Millionen Euro am Markt zurückkaufen. Die Aktien fielen als einer der schwächsten Dax-Werte um 4,0 Prozent.
Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius bleibt weiter auf Wachstumskurs. Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten auch dank Übernahmen im Jahresvergleich um knapp 27 Prozent und übertraf die Erwartungen der Analysten. Das Unternehmen bestätigte zudem den Jahresausblick. Die Sartorius-Papiere stiegen als Dax-Spitzenreiter um 5,7 Prozent.
Hellofresh setzt Kurseinbruch fort
Die Aktien von Hellofresh setzten nach einer negativen Analystenstudie ihren Kurseinbruch vom Mittwoch fort. Zuletzt verloren die Papiere des Kochboxenlieferanten knapp 12 Prozent und waren damit erneut das Schlusslicht im Dax. Tags zuvor waren die Anteilsscheine nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung des Unternehmens um mehr als 9 Prozent abgesackt.
Die Aktien der Norma Group gerieten nach einem gesenkten Margenausblick unter Druck und büßten am SDax-Ende 7,4 Prozent ein. Wegen weiter steigender Materialkosten reduzierte der Verbindungstechnikspezialist den Ausblick für die bereinigte operative Gewinnmarge sowie für den operativen Netto-Mittelzufluss
Die Funkturmgesellschaft Vantage Towers sieht sich nach einem guten Auftaktquartal auf dem Weg zu ihren Jahreszielen. Der Umsatz der drei Monate bis Ende Juni ohne sogenannte Durchleitungseinnahmen stieg – wie vom Markt erwartet – um knapp 7 Prozent. Die Titel der Vodafone-Tochter verloren jedoch 0,9 Prozent.