Boris Becker (l) und der Regisseur und Drehbuchautor Alex Gibney stellen auf der Berlinale den Film «Boom! Boom! The World vs. Boris Becker» vor. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa)

Bei der Vorstellung einer Dokumentation über sein Leben hat Ex-Tennisstar Boris Becker das seiner Meinung nach schwierige Verhältnis zu Deutschland hervorgehoben. «Gerade in Deutschland wird das oft nicht zugelassen, dass der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten erwachsener geworden ist», sagte der 55-Jährige am Sonntag auf der Berlinale.

Der erste von zwei Teilen der Produktion «Boom! Boom! The World vs. Boris Becker» von Alex Gibney soll am Nachmittag bei den Internationalen Filmfestspielen als Premiere gezeigt werden.

In der Dokumentation wird auch die Tablettensucht Beckers während seiner aktiven Profizeit thematisiert. «Das Leben als eine gewinnende Tennismaschine ist viel härter als es aussieht», sagte er. Man müsse immer funktionieren. «Jeder Spieler hat einen Weg, damit umzugehen, mit diesen Erwartungen. Wenn ich nicht gewinne, versuchen besonders Deutsche, mich zu kreuzigen.»

Auch der U2-Frontmann Bono hat sich zu einer Pressekonferenz angesagt. Im Wettbewerb laufen am Sonntag drei weitere von insgesamt 19 Beiträgen, unter anderem «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste» von Margarethe von Trotta. Die Hauptrolle darin spielt Vicky Krieps («Corsage»).

Für «Boom! Boom! The World vs. Boris Becker» hat Regisseur Gibney Becker 2019 und 2022 interviewt, wenige Tage vor dessen Verurteilung. Becker war Ende April 2022 in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen hatte. Mitte Dezember war er nach 231 Tagen hinter Gittern freigekommen, Grund war eine Sonderregelung für ausländische Häftlinge.

Der Musiker Bono von der irischen Rockband U2 will den Dokumentarfilm «Kiss the Future» vorstellen, der auch von der Unterstützung der irischen Rockband für die Menschen Sarajevos während des Bosnienkrieges erzählt. Am Abend feiert der Film auf der Berlinale seine Weltpremiere.

Drei Wettbewerbsfilme am Sonntag

Im Wettbewerb stehen drei weitere Beiträge an. Darunter ist «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste», in dem sich von Trotta mit der gleichnamigen Autorin auseinandersetzt. Der Film ist einer von fünf Wettbewerbern aus Deutschland. Wer von den insgesamt 19 konkurrierenden Beiträgen eine Auszeichnung erhält, entscheidet die Jurypräsidentin Kristen Stewart gemeinsam mit anderen Filmschaffenden.

Premiere feiert auch Frauke Finsterwalders «Sisi & Ich» mit den Darstellerinnen Susanne Wolff und Sandra Hüller. Es geht um eine feministische Neuinterpretation des Mythos der österreichisch-ungarischen Kaiserin.

Die ZDF-Thrillerserie «Der Schwarm» nach dem gleichnamigen Roman von Bestsellerautor Frank Schätzing, von der am Sonntag drei Episoden auf dem Festival gezeigt werden, hatte in den vergangenen Tagen für Aufmerksamkeit gesorgt. Schätzing hatte sich unzufrieden mit der Verfilmung gezeigt und einen Vergleich zur ZDF-Romantikfilmreihe Rosamunde Pilcher gezogen. Das ZDF erkärte, «Der Schwarm» sei aus Sicht des Senders «eine sehr gelungene und zeitgemäße Adaption des Romans aus dem Jahr 2004.»

Die Berlinale zählt mit Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals. Sie war am Donnerstag eröffnet worden. In den rund anderthalb Wochen sollen insgesamt rund 280 Filme gezeigt werden.

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