Regisseur Christian Petzold (62) tut sich schwer mit Musik in Filmen. «Ich habe große Probleme mit Filmmusik», sagte er am Mittwoch bei der Vorstellung seines jüngsten Films «Roter Himmel» in Berlin. «Das liegt vielleicht daran, dass wir von Filmmusik umgeben sind. Wir sterben in Filmmusik. Wir gehen in den Fahrstuhl, es läuft Musik. In jeder beschissenen Kneipe läuft Musik», erklärte Petzold. «Ich liebe Musik – und deshalb lasse ich sie weg.»
In «Roter Himmel» werde Filmmusik nur sehr sparsam eingesetzt, etwa das Lied «In My Mind» der österreichischen Band Wallners. Er habe es ganz zufällig im Autoradio gehört, zu der Zeit, als er noch am Drehbuch schrieb. Ein paar Tage später habe er sich die Single besorgt und gewusst, dass es das Lied für seinen Film sein soll. Das Wunderbare am Nicht-Streaming, am normalen analogen Fernsehgucken oder Radiohören sei, dass man überrascht werde. «Und sich nicht das raussucht, was man hören möchte, sondern etwas, was man nicht auf dem Schirm hatte.»
«Roter Himmel» erzählt von mehreren jungen Menschen, die sich in einem Ferienhaus an der Ostsee aufhalten und von Waldbränden bedroht werden. Auf die Idee dazu sei er unter anderem durch Fieberträume während einer Corona-Erkrankung im Frühjahr 2020 gekommen. Er habe vier Wochen im Bett gelegen und in dieser Zeit Träume gehabt, die sich alle im Sommer auf Lichtungen abgespielt hätten, erzählte Petzold. Eine Rolle für die Entwicklung der Geschichte hätten auch die verheerenden Waldbrände in der Türkei gespielt. Betroffene Gebiete habe er damals gemeinsam mit seiner Frau besucht.
Für «Roter Himmel» hat Petzold erneut mit Schauspielerin Paula Beer zusammengearbeitet. Zudem spielen Thomas Schubert, Langston Uibel, Enno Trebs und Matthias Brandt mit. Der Film geht mit 18 anderen Produktionen ins Rennen um die Auszeichnungen der Berlinale.