Ein Foto der Autorin Laurie Halse Anderson wird enthüllt, nachdem ihr der Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis (ALMA) für Kinderliteratur 2023 verliehen wurde. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Lars Schroder/TT News Agency/AP/dpa)

Die amerikanische Jugendbuchautorin Laurie Halse Anderson wird in diesem Jahr mit dem Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Das gab die zuständige Preisjury am Dienstag in Stockholm bekannt. Die 1961 im US-Staat New York geborene Anderson sei eine der führenden Autorinnen Amerikas für junge Erwachsene, in ihren ausdrucksstarken Romanen bringe sie Erfahrungen von Heranwachsenden mit manchmal brutaler Ehrlichkeit zum Ausdruck, würdigte die Jury. Die Sehnsucht nach Liebe und Zugehörigkeit sei ein wiederkehrendes Thema ihrer Werke.

Der von der schwedischen Regierung gestiftete Astrid Lindgren Memorial Award – oft einfach als Alma abgekürzt – gilt mit einem Preisgeld in Höhe von fünf Millionen schwedischen Kronen (knapp 450 000 Euro) als weltweit höchstdotierte Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur. Im vergangenen Jahr war er an die schwedische Illustratorin und Autorin Eva Lindström gegangen und somit im Heimatland der großen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren («Pippi Langstrumpf») geblieben – nun geht er erstmals seit 2018 wieder über den Großen Teich.

Dunkel strahlender Realismus

«In ihren dicht geschriebenen Romanen für junge Erwachsene gibt Laurie Halse Anderson der Suche nach Bedeutung, Identität und Wahrheit sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit eine Stimme», sagte die Jury-Vorsitzende Boel Westin bei der Preisbekanntgabe. «Ihr dunkel strahlender Realismus offenbart die bedeutende Rolle von Zeit und Erinnerung im Leben junger Menschen. Schmerz und Angst, Sehnsucht und Liebe, Klasse und Geschlecht werden mit stilistischer Präzision und nüchternem Witz untersucht.» Mit zärtlicher Intensität rufe Anderson Stimmungen und Emotionen hervor – und schrecke dabei auch nicht vor den härtesten Dingen zurück.

Dass sie keine Scheu vor schwierigen Themen hat, zeigte Anderson bereits in ihrem 1999 erschienenen literarischen Durchbruch «Speak»: Auf Basis persönlicher Erfahrungen schrieb die Autorin darin über ein 13-jähriges Mädchen namens Melinda, das auf einer chaotischen Party vergewaltigt wird und sich im Anschluss nicht dazu überwinden kann, anderen davon zu erzählen. Das Werk hatte mehrere Auszeichnungen erhalten.

Anderson war am Telefon hörbar überwältigt, als Westin ihr von ihrer bislang größten Ehrung berichtete. «Sind Sie sicher? Oh mein Gott!», sagte sie völlig überrumpelt. «Ich muss mich erstmal hinsetzen. Ist schon einmal jemand ohnmächtig geworden, als Sie ihm diese Neuigkeit mitgeteilt haben?» Dann sammelte sie sich. «Das ist die größte Ehre, die ich jemals erhalten habe. Ich bin so dankbar.»

In diesem Jahr sind 251 Persönlichkeiten und Organisationen aus insgesamt 64 Ländern für den Alma nominiert gewesen. Darunter waren acht Kandidatinnen und Kandidaten aus Deutschland sowie außerdem die in Nicaragua ansässige Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek. Anderson ist in Deutschland noch eher unbekannt – das dürfte sich durch die Auszeichnung nun ändern. Sie bekommt den Preis zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Sommer in Stockholm überreicht.

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