Jede Menge Bücher: Die Leipziger Buchmesse veröffentlicht ihre Shortlist. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Ein «alter Bekannter», etablierte Autorinnen, Entdeckungen – die Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 decken eine große Bandbreite ab.

Mit dem Österreicher Clemens J. Setz («Monde vor der Landung») nominierte die Jury am Donnerstag in der Belletristik-Kategorie einen Autor, der den Preis vor zwölf Jahren schon einmal gewonnen hat. Ulrike Draesner («Die Verwandelten») und Angela Steidele («Aufklärung. Ein Roman») zählen zu den festen Größen in der Branche. Joshua Groß («Prana Extrem») und Dinçer Güçyeter («Unser Deutschlandmärchen») komplettieren die Shortlist.

Die Jury-Vorsitzende Insa Wilke hob die Vielfalt hervor: «In diesem Jahr haben uns quer durch die Sparten die unterschiedlichen Ausdrucksformen fasziniert, mit denen einerseits Geschichte zum Spiegel gegenwärtiger Fragen wird und andererseits die unmittelbare Gegenwart befragbar und sichtbar wird in ihren Ambivalenzen und komplexen Konfliktlagen», erklärte sie.

Der Preis wird am 27. April in Leipzig verliehen. Nach Angaben der Messe hatten diesmal 161 Verlage insgesamt 465 Werke eingereicht. Der Preis wird in den Kategorien Belletristik, Übersetzung und Sachbuch/Essayistik vergeben. Er ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert – je 15.000 Euro erhalten die Gewinnerin oder der Gewinner, jede Nominierung ist zudem 1000 Euro wert.

Thorsten Ahrend: ausgewogen und überraschende Auswahl

Der Chef des Literaturhauses Leipzig, Thorsten Ahrend, schätzte die Auswahl in der Belletristik-Sparte als ausgewogen und überraschend zugleich ein. «Es ist ein starkes Statement, mit Clemens J. Setz jemand zu nominieren, der den Preis schon einmal gewonnen hat», sagte Ahrend. Das sei eher unüblich und spreche dafür, dass «Monde vor der Landung» ein herausragender Roman sei. Generell stünden alle Nominierten zu Recht auf der Liste – auch wenn es natürlich immer auch noch andere Autorinnen und Autoren verdient hätten.

Aus Sicht der Bloggerin und Übersetzerin Tina Lohrenz ermöglicht es der Preis der Leipziger Buchmesse immer wieder, «kleine Perlen» zu entdecken. Das sei auch dieses Jahr wieder so, sagte die 32-Jährige, die den Buchblog «Frollein von Kunterbunt» betreibt. Die Auswahl sei zudem sehr politisch und berücksichtige auch unabhängige Verlage.

Unter den nominierten Übersetzerinnen und Übersetzern ist in diesem Jahr auch Antje Rávik Strubel, die 2021 als Autorin den Deutschen Buchpreis in Frankfurt gewonnen hatte. Sie steht für ihre Übertragung des Buches «Wer hat Bambi getötet?» aus dem Schwedischen auf der Shortlist. Außerdem wurden Nicole Nau, Johanna Schwering, Katharina Triebner-Cabald sowie Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi nominiert. In dieser Kategorie sind vor allem kleinere Verlage vertreten.

Thematisch breit aufgestellt

Bei den Sachbüchern ist das thematische Spektrum ebenfalls groß. Sie reicht von Jan Philipp Reemtsmas Beschäftigung mit der modernen deutschen Literatur und dem Autor Christoph Martin Wieland («Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur») bis hin zur Ausbeutung der Natur in Afrika zu Gunsten westlicher Länder (Simone Schlindwein: «Der grüne Krieg. Wie in Afrika die Natur auf Kosten der Menschen geschützt wird – und was der Westen damit zu tun hat»). Nominiert sind außerdem Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey («Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus», Birgit Weyhe («Rude Girl») und Regina Scheer («Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution»).

Nach drei Corona-Absagen der Leipziger Buchmesse hintereinander rechnet Literaturhaus-Chef Ahrend damit, dass der Preis in diesem mehr Aufmerksamkeit als zuletzt erzeugen wird. Zwar wurde die Auszeichnung auch in den Vorjahren vergeben, aber es sei natürlich etwas anderes, wenn das live und nicht in einer Videoschalte gemacht werde, sagte Ahrend. «Es wird eine größere Wirkung haben. Das ist für die Branche und die Buchmesse wichtig und natürlich auch toll für die Autorinnen und Autoren.»

Von Birgit Zimmermann, dpa

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