Arbeiter auf einer Baustelle in Potsdam. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa)

Die Talfahrt im Wohnungsbau setzt sich trotz des Wohnraummangels in Deutschland ungebremst fort. Die Behörden bewilligten im Februar den Bau von 22 300 Wohnungen. Das war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein Minus von 20,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Baugewerbes, warnte am Dienstag vor einer Abwärtsspirale am Bau. Die Zahlen seien «düstere Vorzeichen für den so dringend benötigten Wohnungsbau hierzulande.»

Wegen der stark gestiegenen Kreditzinsen und hoher Baupreise halten sich viele Bauherren mit Projekten zurück oder stornieren sie – von privaten Hausbauern bis Großinvestoren. Branchenvertreter beklagen zudem überlange Wartezeiten auf Baugenehmigungen. Pakleppa forderte eine Neuausrichtung der Förderpolitik der Bundesregierung. «Alle heute nicht genehmigten Wohnungen werden uns morgen fehlen», warnte er.

Nach Einschätzung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie könnte auch der Abbau von Bürokratie einen Schub auslösen: «Denn 16 verschiedene Landesbauordnungen bremsen eine breit angelegte Wohnraumoffensive aus», sagte Hauptgeschäftsführer Tim Oliver Müller. Der Immobilienverband Deutschland mahnte, ein «Weiter so» sei keine Option. Statt im Neubau dafür zu sorgen, dass der Nachfrage entsprechend gebaut werde, würden neue Hürden im Bestand geschaffen, welche die Investitionsbereitschaft trübten.

Branche geht von 700.000 fehlenden Wohnungen aus

Von Januar bis Februar 2023 wurden insgesamt 44.200 Baugenehmigungen erteilt und damit 23,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Baugenehmigungen ist seit Mai vergangenen Jahres im Sinkflug. Rückgänge von jeweils mehr als 10 Prozent verzeichnet die Wiesbadener Behörde seit Oktober 2022.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis Februar 2023 insgesamt 37.500 Wohnungen genehmigt, ein Rückgang von 25,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei sank die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 28,4 Prozent, für Zweifamilienhäuser sogar um mehr als die Hälfte (52,4 Prozent). Bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen um 23,0 Prozent.

Die Baugenehmigungen sind mit Blick auf den Wohnungsmangel in vielen Städten ein wichtiger Indikator. Vertreter der Baubranche beklagen auch überlange Wartezeiten auf Baugenehmigungen. Die Bearbeitung eines Bauantrags dauere heute doppelt so lang wie der Bau an sich, kritisierte der Präsident der Bundesingenieurkammer, Heinrich Bökamp zu Wochenbeginn auf der internationalen Bau-Messe in München. «Das ist für uns ein Megathema», sagte Bauindustrie-Präsident Peter Hübner. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) stellte Abhilfe durch mehr Digitalisierung in Aussicht.

Bundesweit fehlen nach Branchenschätzungen annähernd 700.000 Wohnungen. Geywitz hat eingeräumt, dass die Ampel-Koalition das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen verfehlen werde.

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