Die britische Wirtschaft ist Ende des vergangenen Jahres in eine Rezession gerutscht. Im vierten Quartal ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent zurück, wie das Statistikamt ONS in London mitteilte. Analysten wurden von der Stärke des Dämpfers überrascht. Sie hatten für die Monate Oktober bis Dezember im Schnitt nur mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent gerechnet.
Bereits im dritten Quartal war die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas um 0,1 Prozent geschrumpft. Wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinander folgenden Quartalen sinkt, sprechen Volkswirte von einer technischen Rezession.
Rückschlag für Sunak
Die Entwicklung gilt als Rückschlag für Premierminister Rishi Sunak im Wahljahr. Er hatte versprochen, die Wirtschaft anzukurbeln. Finanzminister Jeremy Hunt betonte demonstrativ, die Zahlen seien keine Überraschung. Das Land sei aber auf einem guten Weg, die Regierung werde an ihrem Plan festhalten und weiter Steuern kürzen und die Inflation bekämpfen. Die Oppositionspartei Labour hingegen kritisierte, die Rezession sei das Ergebnis von 14 Jahren chaotischer konservativer Politik. Großbritannien wählt in diesem Jahr ein neues Parlament. Labour liegt in allen Umfragen deutlich vor den Tories.
Wie das Statistikamt weiter mitteilte, hat sich die Wirtschaftsleistung im Dezember schwächer entwickelt als im Monat zuvor. Für Dezember wurde ein Rückgang um 0,1 Prozent gemeldet. Zudem entwickelte sich das BIP im November etwas schwächer als bisher bekannt. Der Anstieg wurde auf nur noch 0,2 Prozent nach unten revidiert, nachdem zuvor ein Zuwachs um 0,3 Prozent gemeldet worden war. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Deutschland werden in Großbritannien auch monatliche Daten zur Wirtschaftsleistung veröffentlicht.
Überraschend stark zeigte sich allerdings die Industrieproduktion des Landes. Die Fertigung stieg im Dezember um 0,6 Prozent im Monatsvergleich, wie das Statistikamt weiter miteilte. Analysten hatten einen leichten Rückgang erwartet. Außerdem wurde das Produktionswachstum im November nach oben revidiert.