Der Auftritt von Oscar-Favorit Cillian Murphy («Oppenheimer») wird in Berlin heiß ersehnt. Schon Stunden vor der Pressekonferenz zum Eröffnungsfilm der Filmfestspiele stehen Fans an Absperrgittern auf Autogrammjagd. Mit dabei ist eine Freundesgruppe, die extra aus Hessen und Thüringen für Murphy angereist ist. «Er ist einfach sympathisch», sagt eine von ihnen. Murphy ist der Star der Romanverfilmung «Small Things Like These», dem diesjährigen Eröffnungsfilm der Berlinale. Der 47-Jährige sollte den Film unter anderem mit Produzent Matt Damon am Abend in Berlin vorstellen.
«Oppenheimer»-Star im Eröffnungsfilm
In dem Drama geht es um einen historischen Skandal um kirchliche Einrichtungen in Irland. Regisseur Tim Mielants erzählt in dem Film eine Geschichte vor dem Hintergrund der sogenannten Magdalenen-«Wäschereien» in Irland. In diesen kirchlichen Einrichtungen wurden zwischen den 1820er-Jahren bis 1996 Tausende schwangere junge Frauen ausgebeutet. In der Regel wurden sie auch gezwungen, den Heimen und Klöstern ihre neu geborenen Kinder zur Adoption abzugeben.
Das Drama folgt dem inneren Kampf eines von Murphy dargestellten Kohlenhändlers in einer irischen Kleinstadt der 1980er: Soll er sich anpassen und schweigen – oder sich gegen das Unrecht auflehnen? Neben dem irischen Schauspieler sind Eileen Walsh, Michelle Fairley und Emily Watson zu sehen.
AfD und Ukraine-Krieg: Politische Debatten im Fokus
Ein anderer Fokus liegt bei der Berlinale stets auch auf politischen Debatten – in diesem Jahr besonders. Ein Grund: die Ein- und Ausladung von fünf AfD-Politikern zur Eröffnung der Internationalen Filmfestspiele. Das Filmfestival hatte sie nach internationaler Kritik wieder ausgeladen. Regisseur Christian Petzold äußerte sich dazu. «Ich denke, es ist kein Problem, fünf Personen von der AfD im Publikum zu haben», sagte der 63-Jährige, der zur Berlinale-Jury gehört. «Wir sind keine Feiglinge. Wenn wir es nicht aushalten, dass fünf Personen von der AfD im Publikum sitzen, werden wir unseren Kampf verlieren.»
Ein Putin-freundlicher Regisseur in der Jury?
Die Jury-Präsidentin, Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o, betonte: «In den 48 Stunden, die ich hier bin, ist es eines der Dinge, die immer wieder erwähnt werden: wie politisch die Berlinale ist.» Auch der Krieg in der Ukraine ist Thema. Diskussionen gab es über einige als Putin-freundlich kritisierte Aussagen des spanischen Regisseurs und Jurymitglieds Albert Serra. Das ist nicht zuletzt deshalb brisant, weil in der Jury auch die ukrainische Autorin und Putin-Kritikerin Oksana Sabuschko sitzt.
Eine Journalistin fragte Serra zu einem Interview aus dem Jahr 2018, in dem er angeblich seine Bewunderung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Ausdruck gebracht habe. Serra wurde gefragt, ob er seine Meinung über Putin seit dem Krieg geändert habe. Er relativierte frühere Aussagen und erklärte unter anderem: «Die politische Frage, welche Führung (ich) bevorzuge, hat sich geändert, denn es ist Krieg und alle sind sauer auf Russland.» Dies sei eine sehr komplexe Frage.
Autorin Sabuschko sagte: «Es gibt eine gute Nachricht: Gestern Abend saßen wir nämlich beim Abendessen zusammen, und er hat mein kürzlich erschienenes Buch über diesen Krieg gekauft. Ich hoffe also, dass er sich ein wenig weiterbilden wird.»
Eine weitere Besonderheit der Berlinale: Sie gilt seit Jahrzehnten als weltweit größtes Publikumsfestival. Viele Filmfans nehmen Urlaub und fahren extra nach Berlin, um einen Kino-Marathon zu erleben und in Glamour zu baden. Dazu gehören Stars wie Kristen Stewart, Carey Mulligan und Adam Sandler – und ihre oft extravaganten Outfits. Ein erstes Highlight setzte Nyong’o schon: mit einem originellen Kopfschmuck aus Muscheln.