Boris Becker will sich zu dem Verfahren momentan nicht äußern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Auf dem Weg zur Normalität ist Ex-Tennisstar Boris Becker fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seiner Verurteilung zu britischer Haft einen erheblichen Schritt weitergekommen. Der 56-Jährige sei nicht mehr insolvent, teilte Beckers deutscher Anwalt am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Die britische Behörde Insolvency Service bestätigte der dpa, dass Beckers Insolvenz an diesem Samstag (27. April) aufgehoben werde. Mit der Entlassung aus der Insolvenz enden demnach alle Auflagen im Zusammenhang mit diesem Verfahren.

«In Folge einer Einigung mit seinen Insolvenzverwaltern wurde die in 2017 eröffnete, private Insolvenz von Boris Becker durch eine gestrige Entscheidung des High Court in London rechtskräftig beendet», hieß es in der Mitteilung von Anwalt Christian-Oliver Moser. Das Gericht habe die sofortige Restschuldbefreiung angeordnet. Das bedeute, «dass unser Mandant von jeglicher weiteren Haftung aus den Insolvenzschulden befreit ist».

London ist Glanz wie Tristesse für Becker

Damit wird London einmal mehr seinem Ruf als Schicksalsort des deutschen Sportidols gerecht, hier spiegeln sich Glanz und Tristesse des ehemaligen Ausnahmesportlers wider. Vor bald 40 Jahren ging in der britischen Hauptstadt der Stern des Leimeners auf, als er 1985 zum ersten Mal das weltgrößte Tennisturnier in Wimbledon gewann. Zwei weitere Siege auf dem «heiligen Rasen» folgten, mit seinem oft aufsehenerregenden Einsatz hechtete Becker auch in die Herzen der Britinnen und Briten – und zementierte in Deutschland sein Bild des ewigen «17-jährigen Leimeners».

Doch London hatte auch Schattenseiten für Becker. Vor allem erlebte der einst strahlende Tennis-Held hier seine wohl größte Niederlage, als er am 29. April 2022 in einem fensterlosen Gerichtssaal zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Becker hatte seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen.

Die Haft war ein einschneidendes Erlebnis für den einstigen Weltstar. Im Gefängnis kam er mit Gewalttätern in Berührung, von denen ihm einige an den Kragen wollten, andere beschützten ihn aber auch, wie Becker anschließend in aufsehenerregenden Interviews erzählte. Die Zeit ging schneller vorbei als gedacht: Aufgrund einer Sonderregelung für ausländische Häftlinge wurde der Deutsche bereits im Dezember 2022 entlassen.

Insolvenzverfahren lief auch nach Haftentlassung weiter

Das Insolvenzverfahren aber lief weiter. Einen Teil seiner Einnahmen, die er erhielt, etwa mit Werbung, Interviews und anderen Aufträgen, musste Becker an seine Insolvenzverwalter abgeben. Damit hat es nun ein Ende. Zu welchen Bedingungen ist unklar. Das sei vertraulich, hieß es in der Mitteilung von Anwalt Moser. Becker werde sich «zu diesem Zeitpunkt nicht weiter zu diesem Verfahren und anderen Details äußern».

Damit sind wichtige Baustellen für Becker ausgeräumt. Eine aber bleibt: Die Sonderregelung, von der er damals profitierte, besagt, dass Ausländer nach ihrer vorzeitigen Haftentlassung umgehend in ihre Heimat abgeschoben werden und zunächst ein Einreiseverbot für Großbritannien erhalten. Doch auch hier spricht die Zeit für Becker. Frühestens im Oktober 2024, so berichteten britische Medien, dürfe der Deutsche in seine Wahlheimat zurückkehren. Zuletzt hatte er mit Lebensgefährtin Lilian De Carvalho Monteiro gemeinsam Mailand zu seiner neuen Heimat gemacht.

Wimbledon ist «in meiner DNA»

Und dann? Wird Becker wie früher für die BBC aus Wimbledon berichten? Während er in Deutschland in den Jahren vor seiner Verurteilung fast nur noch in Klatsch- und Tratschnachrichten stattfand und seine Beziehungen und Affären auch für Spott sorgten, wurde er in Großbritannien stets als TV-Kommentator mit Sachverstand und gutem Englisch geschätzt.

2023 hatte er sein Lieblingsturnier für Sky Italia nur aus der Ferne kommentieren können. Aber im kommenden Jahr könnte er theoretisch wieder live dabei sein. «Wir arbeiten am Jahr 2025», sagte Becker jüngst bei den Laureus World Sports Awards in Madrid. «Es ist ein Teil meines Lebens. Es liegt in meiner DNA, das kann man nicht leugnen.» Ob er also wieder in seinem einstigen «Wohnzimmer» in der Kommentatorenbox sitzen werde? «Das hoffe ich.» Es wäre die passende Rückkehr im Jahr seines Jubiläums – und ein großer Kreis würde sich schließen.

Von Benedikt von Imhoff, dpa

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