Italiens Nicolò Barella (2vl) wird nach seinem Tor zum 2:1 von den Teamgefährten umjubelt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Friso Gentsch/dpa)

Die Spieler fielen sich erleichtert in die Arme. Die Fans von Titelverteidiger Italien feierten den hart erarbeiteten Pflichtsieg zum EM-Auftakt gegen Außenseiter Albanien dafür umso ausgelassener zu Gianna Nanninis «Notti magiche» (magische Nächte) – der Hymne der Fußball-WM von 1990. Trotz eines frühen Schocks setzte sich die Squadra Azzurra in Dortmund mit 2:1 (2:1) durch und machte dadurch in der schweren Gruppe B den ersten Schritt Richtung K.o.-Runde.

«Wir haben viele gute Sachen gesehen – aber nur zum Teil», sagte Italiens Trainer Luciano Spaletti. «Es hätte einige Male schiefgehen können. Manchmal waren wir etwas zu bequem.»

22 Sekunden: Albaniens Bajrami sorgt für einen Rekord

Italien dominierte den Außenseiter vor 60.512 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion nahezu komplett und wankte jeweils nur direkt nach dem Anpfiff und kurz vor Schluss. Nach einer Fehlerkette in der Abwehr des viermaligen Weltmeisters schoss Nedim Bajrami (1. Minute) für Albanien nach 22 Sekunden das schnellste Tor der EM-Geschichte. Alessandro Bastoni (11.) und Nicolò Barella (16.) drehten die Partie, zahlreiche Chancen auf das 3:1 ließen die Italiener aber ungenutzt.

Das hätte sich am Ende beinahe noch gerächt. Aber Torwart Gianluigi Donnarumma verhinderte in der 90. Minute das 2:2 durch Rey Manaj. «Albanien hat eine gute Partie gemacht. Aber wir haben uns den Sieg verdient und genießen ihn», sagte Barella.

Am Donnerstag trifft Italien auf Spanien, das mit einem 3:0 gegen Kroatien ebenfalls gut in die EM gestartet ist. Kroatien und Albanien stehen im direkten Duell am Mittwoch dagegen schon unter Druck.

Die Squadra Azzurra träumt vom «Sehnsuchtsort Berlin»

Drei Jahre nach dem EM-Titel und gut zwei Jahre nach der verpassten WM 2022 träumen die Azzurri wieder einmal vom Sehnsuchtsort Berlin. Im Olympiastadion, wo Italien 1936 Olympiasieger und 2006 Weltmeister wurde, will die Mannschaft von Trainer Luciano Spalletti im Finale am 14. Juli ihren Titel erfolgreich verteidigen.

1069 Tage nach dem Triumph von Wembley begann die EM für den Titelverteidiger aber denkbar schlecht. Nach einem schlampigen Einwurf von Inter-Profi Federico Dimarco war die italienische Abwehr kurz orientierungslos. Bajrami schnappte sich den Ball und drosch ihn zum frühen 1:0 ins Tor. «Aber das war schlecht für uns, weil wir den Fokus verloren haben», klagte Albaniens Italien-Legionär Elseid Hysaj von Lazio Rom.

Die zehntausenden albanischen Fans auf den Tribünen versetzte der Mittelfeldspieler mit dem Tor dennoch in völlige Ekstase. Die Fans des Außenseiters hatten bereits Stunden vor der Partie in der Dortmunder Innenstadt mit Autokorsos die zweite EM-Teilnahme des kleinen Landes nach 2016 gefeiert.

Italien dreht nach dem frühen Schock die Partie

Der Favorit steckte den frühen Schock aber gut weg und übernahm sofort wieder die Kontrolle. Nach zehn Minuten traf Abwehrspieler Bastoni zum 1:1, fünf Minuten später erhöhte sein Inter-Kollege Barella auf 2:1. Der so wichtige Mittelfeldspieler hatte sich in den vergangenen Tagen mit einer Muskelverletzung herumgeplagt und war erst kurz vor dem EM-Auftakt wieder fit geworden. Der Treffer von Barella wurde kurz vom Videoassistenten überprüft, aber auch hier lag der deutsche Referee Felix Zwayer wie bei den meisten Entscheidungen richtig.

Italien war nun klar überlegen. Davide Frattesi mit einem Pfostenschuss (33.), Gianluca Scamacca (40.) und Lorenzo Pellegrini (45.+2) verpassten das mögliche 3:1.

Den Albanern, die in der Qualifikation immerhin Tschechien und Polen hinter sich gelassen hatten, fehlten die Mittel und der Mut, um dem Tor von Italiens Kapitän Gianluigi Donnarumma häufiger gefährlich nahezukommen. Jede Torannäherung wurde von den albanischen Fans jedoch frenetisch bejubelt. Und weil Italien auch in der zweiten Halbzeit den vorentscheidenden dritten Treffer verpasste, musste der Titelverteidiger am Ende noch einmal zittern.

Von Miriam Schmidt, Heinz Büse, Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa

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