Hat Alf eine Stimme gegeben: Thomas (Tommi) Piper. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Stephan Jansen/dpa)

102 Folgen lang sorgte Alf für Chaos im Leben der TV-Familie Tanner. Am 22. September 1986 legte der Außerirdische mit seinem Raumschiff eine gewaltige Bruchlandung hin und landete im Wohnzimmer von Willie und Kate – und in den Wohnzimmern des US-Publikums.

Für den Sender NBC entwickelte sich die Serie zum Quotenhit. Eineinhalb Jahre später holte das ZDF den anarchistischen Außerirdischen nach Deutschland. Für Kinder der 80er Jahre wurde Alf ein TV-Held. Legendär: die Synchronisation von Tommi Piper.

Sein rauchig-rauhes «Hahaha – ich lach‘ mich tot» klingt unvergessen in den Ohren. Lange Zeit wollte der heute 80-Jährige am liebsten gar nicht über Alf sprechen und klagte, die Serie habe ihm die weitere Karriere ruiniert. Rollenangebote seien danach ausgeblieben. Stattdessen habe er Anfragen von Privatleuten bekommen, ob er nicht Geburtstagsgrüße an ihre Verwandten aufnehmen könnte. Bis heute fühlt sich Piper, der in München lebt, auf die Figur reduziert.

Wenn Piper die Straße in seiner bayerischen Wahlheimat entlanggeht, heiße es nicht selten: «Guck mal‘, da geht der Alf!», erzählte er der Deutschen Presse-Agentur. Auch in der Kneipe oder im Supermarkt werde er so angesprochen. Kürzlich habe ihn auf einem Parkplatz jemand gefragt: «Kommen Sie von Melmac?» Das habe er verneint und sich hinterher über sich selbst geärgert und sich gefragt: «Warum gibst Du es denn nicht zu: Du hast den Alf gemacht!» Erst in den vergangenen Jahren könne er sich öfter auch darüber freuen, ein Stück Fernsehgeschichte mitgeschrieben zu haben.

Als das unbekannte Wesen mit dem rotbraunen Pelz und der rüsseligen Nase in der Serie nach der unglückseligen Explosion des Planeten Melmac etwas benommen auf dem Couchtisch der Tanners landet, konstatiert Familienoberhaupt Willie (Max Wright): «Es ist eine Außerirdische LebensForm, ein Alf». Eigentlich trägt Alf den Namen Gordon Shumway. Und weil er nicht nach Hause zurück kann, nehmen ihn die Tanners auf.

Aus Angst, Alf könnte von den Behörden beschlagnahmt werden und in einem Versuchslabor landen, verstecken sie das liebenswerte Kerlchen. Der Alltag der etwas biederen Durchschnittsfamilie – zu der auch die Kinder Lynn und Brian zählen – gerät aus den Fugen.

Alf futtert die Vorratsschränke leer, bestellt über Telefon ständig unnützes Zeug, welches er mit Willies Kreditkarte bezahlt, ruiniert tollpatschig Elektrogeräte oder Brians Spielzeug, er telefoniert mit dem US-Präsidenten, bestellt nonstop Pizza und handelt – sogar mit Gewinn – an der Börse. Immer wieder stellt er Willie mit besserwisserischen Kommentaren bloß. Auch das überaus neugierige Ehepaar Ochmonek von nebenan bekommt es mit Alfs Treiben zu tun.

Den Hauskater Lucky würde Alf sich am liebsten einverleiben, und zwar in Form eines «Sandwich SLT – Sandwich mit Schinken, Lucky und Tomate» oder als frisch gepressten Luckysaft. Den Eltern Tanner treibt ihr neuer Mitbewohner jedenfalls regelmäßig die Zornesröte ins Gesicht. Lange böse sein können sie dem frechen Charmeur allerdings nicht. Irgendwie haben sie ihn ja doch ins Herz geschlossen.

Nach 102 Folgen enden die Abenteuer des Alf – mit einem für viele Fans etwas unbefriedigenden Finale: Als Alf von seinen außerirdischen Freunden endlich mit einem Raumschiff abgeholt werden soll, passen ihn die Behörden ab.

Auch für die Stars der Serie endete das Projekt Alf nicht unbedingt glücklich. Wirklich heraustreten konnten sie auch aus dem übergroßen Schatten des knapp einen Meter kleinen Außerirdischen nicht. Max Wright war noch gelegentlich in Filmen zu sehen und trat in einigen Folgen der US-Sitcom «Friends» auf. Jahrelang kämpfte er gegen den Krebs. Er starb 2019 im Alter von 75 Jahren. Auch die weiteren Tanner-Darsteller landeten keine großen Schauspielerfolge mehr.

Piper arbeitet zurzeit an einer Autobiografie. Da kämen die Erinnerungen an Alf zurück. Mehr oder weniger zufällig sei er zu dem Auftrag gekommen. Er sei gerade beim ZDF im Studio gewesen und habe eine Rolle synchronisiert, als ein Regisseur aus dem Nebenstudio gekommen sei und ihm spontan Alf angeboten habe. Einen der legendären Alf-Sprüche hat sich Piper nach eigenen Worten ausgedacht: «Null Problemo!»

Von Ute Wessels, dpa

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