Bahnkunden drohen wegen stark steigender Trassenpreise teurere Tickets und weniger Verbindungen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Statt mehr Zugverkehr drohen bei der Deutschen Bahn künftig höhere Ticketpreise und weniger Verbindungen auf nicht gut nachgefragten Strecken. Grund sind nach Angaben des bundeseigenen Konzerns die geplanten Trassenpreissteigerungen, die vor allem das Fahren von Fernverkehrszügen ab 2025 deutlich teuer machen könnten.

«Wenn die Erhöhung in der angekündigten Größenordnung, die deutlich über dem durchschnittlichen inflationsbedingten Kostenanstieg liegt, direkt an die DB Fernverkehr AG weitergegeben würde, dann sind Angebotsreduktionen und auch eine Erhöhung der Ticketpreise unumgänglich», sagte ein Bahn-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Berlin. «Konkret bedeutet dies, dass für die DB Fernverkehr AG schlecht ausgelastete Züge nicht mehr tragbar wären und das Angebot entsprechend reduziert werden muss.»

Das Thema löste in der Politik Unruhe aus, vor allem die Grünen reagierten mit Kritik. Landespolitiker befürchten, dass ihre Region durch Streichungen im Bahnverkehr abgehängt werden könnten.

Inflation beeinflusst auch die Trassenpreise

Bei den Trassenpreisen handelt es sich um Gebühren, die von der DB-Infrastrukturgesellschaft InfraGo erhoben werden. Alle Unternehmen, die die Infrastruktur der Bahn nutzen, müssen sie zahlen, auch die Verkehrsunternehmen der Bahn selbst. Die Bundesnetzagentur genehmigte kürzlich eine deutliche Erhöhung der Trassenpreise für 2025 – im Durchschnitt um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Grund für die hohe Steigerung sind laut der InfraGO höhere Personal- und Materialkosten der vergangenen Jahre. Aufgrund einer gesetzlichen Regelung darf der Regionalverkehr nicht so stark belastet werden – daher werden die Erhöhungen vor allem auf den Fern- und den Güterverkehr umgelegt. Für 2025 erhöhen sich die Trassenpreise für den Fernverkehr nach aktuellem Stand um 17,7 Prozent. Es gibt aber Klagen dagegen.

Forderung nach Reform der Trassenpreise

Der Bund hat zudem in Aussicht gestellt, die Unternehmen mit einer Sonderförderung zu unterstützen. Das sei aber nur eine kurzfristige Lösung, sagte die Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta (Grüne) am Mittwoch. «Um das Problem auf Dauer zu lösen, ist eine Überarbeitung des Trassenpreissystems mit einer Anpassung des Eisenbahnregulierungsgesetzes die sauberste Lösung», so Piechotta.

Streichungspläne? Bahn weist Bericht zurück

Einen Plan über eine drohende Streichung mehrerer Fernverkehrsverbindungen wies die Bahn zurück. «Es gibt aktuell keine konkreten Pläne zur Streichung der genannten Fernverkehrsverbindungen. Wir haben im April unsere Planungen für den Fahrplan 2025 abgeschlossen. Dieser Fahrplan sieht derzeit keine der genannten Angebotskürzungen vor», sagte Michael Peterson, im Bahn-Vorstand zuständig für den Fernverkehr, in einer Mitteilung. Die Bahn sei aber gezwungen, aufgrund drohender Kostensteigerungen durch höhere Trassenpreise den Umfang des Fahrplanangebots bundesweit zu überprüfen.

Der «Spiegel» hatte zuvor über eine Liste an Fernverkehrsverbindungen berichtet, die ausgedünnt oder gestrichen werden könnten. Das Magazin bezog sich dabei auf ein Schreiben der Deutschen Bahn an die Bundesnetzagentur von Anfang Februar. Dem Bericht zufolge könnten die Intercity-Linien 61 (Karlsruhe – Stuttgart – Aalen – Crailsheim – Nürnberg – Leipzig), 51 (Gera – Weimar – Erfurt – Gotha – Kassel – Dortmund – Köln) und 34 (Norddeich Mole – Münster – Dortmund – Siegen – Frankfurt) komplett gestrichen werden.

Fahrgastverband: Es müssen auch Züge auf Nebenstrecken fahren

Detlef Neuß vom Fahrgastverband Pro Bahn reagierte verärgert. «Es muss auch eine gewisse Daseinsvorsorge auf Linien geben, die sich nicht immer rechnen», sagte Neuß der dpa. «Linien von Köln über das Ruhrgebiet nach Berlin sind fast immer voll – da ist die Finanzierung über die Tickets möglich. Aber bei anderen Verbindungen geht das nicht – es muss sie aber dennoch geben.»

Um auch solche Linien anbieten zu können, sei mehr Geld vom Staat nötig. Es sei nicht vertretbar, wie viel Geld jährlich in die Straßen statt in die Schiene gesteckt werde, «nur weil dann viele Autofahrer, die nie die Bahn nutzen, applaudieren», sagte Neuß.

Auch Grünen-Chef Omid Nouripour argumentierte mit der Daseinsvorsorge und kündigte Gespräche an. Er wolle zusammen mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) alles daransetzen, dass es nicht zu Streichungen im Fernverkehr der Bahn komme, sagte Nouripour bei RTL/ntv.

Bahn räumt Probleme während der EM ein

Aktuell hat die Bahn noch die Herausforderung Europameisterschaft vor der Brust. In den vergangenen Tagen häuften sich Klagen über die Leistung des bundeseigenen Konzerns. «Wir verstehen den Unmut und die Kritik von Fans. Die Bahn bietet aktuell nicht die Qualität, die alle verdient haben», sagte Michael Peterson, im Vorstand für den Fernverkehr zuständig, der «Bild». Seit Turnierbeginn seien fünf Millionen Reisende mit den ICE und IC gefahren. Peterson dankte für Geduld und Umsicht der Kunden, wenn es mal nicht laufe wie geplant. Gut für die Bahn: Zwei Drittel der Spiele sind bereits absolviert.

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