Mit «City in Ruins» hat Don Winslow noch ein letztes Werk vorgelegt - und gleichzeitig eine Trilogie abgeschlossen, an der er nach eigenen Angaben schon sein ganzes Schriftstellerleben lang gearbeitet hat. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Danksagung am Ende des letzten Buches von Don Winslow beginnt mit Fragen: «Wie soll das gehen? Wie kann ich nach einer langen und glücklichen Karriere überhaupt damit anfangen, mich bei all den Menschen zu bedanken, die zu diesem Autorenleben beigetragen haben, ja ohne die es nicht möglich gewesen wäre? Es ist unmöglich, aber ich muss es versuchen.»

Sieben Seiten und Dutzende Namen später kommt Winslow dann wirklich zum Schluss. «Abschiede sind schwer. Nach einer langen und wunderbaren Karriere – viel mehr als ich mir je erträumt hatte – kann ich euch allen nur ganz simpel «danke» sagen. Vielen, vielen Dank!»

Mehr als 30 Jahre lang hat der US-Schriftsteller hauptsächlich mit Kriminalromanen Welterfolge gefeiert – nun erscheint sein Anfang April im Original herausgekommenes letztes Buch «City in Ruins» bei HarperCollins auch auf Deutsch. Der 70 Jahre alte Bestsellerautor will sich etwas widmen, «dass sich schwerer anfühlt»: dem politischen Aktivismus und dem Kampf gegen Donald Trump, der im November erneut zum US-Präsidenten gewählt werden möchte.

Zukunft in politischem Aktivismus

Schon seit mehreren Jahren engagiert sich Winslow neben dem Schreiben, unter anderem mit Videos und Online-Veröffentlichungen, aber jetzt will er sich voll auf den Aktivismus konzentrieren. «Mit einem Roman kann ich einfach nicht so viele Menschen erreichen», sagte Winslow der «New York Times». «Und die Bücher brauchen so viel Zeit in einer Ära, in der viel schnellere Antworten nötig sind.»

Trump sei ein «Möchtegern-Diktator, ein Faschist, der, als er abgewählt wurde, versucht hat, sich diese Macht mit einem Staatsstreich wieder zu nehmen», sagte der Schriftsteller der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Die Trump-Seite scheue nicht vor heftigen Angriffen zurück, die Gegenseite schon: «Die Demokratische Partei hat leider manchmal Hemmungen, richtig zurückzuschlagen. Ich nicht.»

Trilogie «das Werk meines Lebens»

Mit «City in Ruins» hat der Thriller-Autor nun aber noch ein letztes Werk vorgelegt – und gleichzeitig eine Trilogie abgeschlossen, an der er nach eigenen Angaben schon sein ganzes Schriftstellerleben lang arbeitet. «Natürlich habe ich andere Dinge getan, aber ich bin immer wieder zu dieser Trilogie zurückgekehrt. Als ich nah dran war, sie abzuschließen, hat sich das angefühlt, wie zwei Flüsse, die zusammenfließen. Es war das Werk meines Lebens und es abzuschließen fühlte sich wie das Ende von Etwas an.»

2022 war «City on Fire» erschienen, 2023 «City of Dreams», nun «City in Ruins». Alle drei Romane handeln von Danny Ryan, der als Hafenarbeiter und Mafia-Mitglied an der US-Ostküste startet und schließlich zum reichen Geschäftsmann in Las Vegas wird. Im dritten Teil ist Ryan eigentlich ein reicher, erfolgreicher und zufriedener Unternehmer, mit Freundin, Familie und Freunden – aber seine Vergangenheit holt ihn ein und so wird es zum Ende hin doch noch einmal blutrünstig.

Der Verlag beschreibt das Buch als einen «Thriller über Liebe und Hass, Ehrgeiz und Verzweiflung, Rache und Mitgefühl, der von den Machtkorridoren von Washington, D.C., über die Wall Street bis hin zu den goldenen Casinos von Las Vegas reicht». In jedem Fall schafft es Winslow in gewohnter Weise, seine Leser und Leserinnen zu unterhalten, mitzureißen, mit knapper, präziser Sprache und guter Beobachtungsgabe zu beschreiben und die Spannung stets hochzuhalten.

«City on Fire» kommt ins Kino

Berühmt wurde der 1953 in New York geborene Winslow, der nach eigenen Angaben beim Aufwachsen an der US-Ostküste viel vom Mafia-Milieu mitbekam und später als Ermittler arbeitete, vor allem mit Krimis über den Drogenkrieg wie «Tage der Toten», «Das Kartell» oder «Jahre des Jägers». Mehrere seiner Werke wurden verfilmt – und Winslow-Fans können sich nach dem Ende seiner Schriftstellerkarriere immerhin auf die Verfilmung von «City on Fire» mit Hollywood-Star Austin Butler in der Hauptrolle freuen.

Das Ende seines Daseins als Schriftsteller sei hart für ihn, sagt Winslow: «Es fällt mir schwer, all das hinter mir zu lassen, aber du kannst dir eben nicht immer aussuchen, in welchen Zeiten du lebst und was sich daraus für Aufgaben für dich ergeben.»

Von Christina Horsten, dpa

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