Die strengen Corona-Lockdowns - wie hier in Shangai - belasten die Geschäfte europäischer Firmen in der Volksrepublik China schwer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Chen Si/AP/dpa)

Die strengen Corona-Lockdowns in China belasten die Geschäfte europäischer Firmen in der Volksrepublik schwer.

In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Europäischen Handelskammer in Peking gaben 75 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sich die strengen Eindämmungsmaßnahmen negativ auf ihren Betrieb auswirkten. Fast 60 Prozent der Firmen erklärten zudem, dass sie ihre Umsatzprognose in China für das laufende Jahr reduziert hätten.

Die Unternehmen beklagten vor allem Probleme im Bereich der Logistik, Lagerhaltung und Lieferketten. Auch sei es schwierig, Geschäftsreisen zu planen oder überhaupt noch persönliche Treffen durchzuführen. Auch auf Rohstoffe oder Komponenten könne man nicht immer leicht zugreifen. Zudem erweise sich die Auslieferung fertiger Produkte innerhalb Chinas als schwierig.

«Der chinesische Markt hat für viele Befragte eine beträchtliche Menge an Anziehungskraft verloren», schrieb die Kammer. Für 78 Prozent der Firmen sei China durch die Corona-Maßnahmen zu einem weniger attraktiven Investitionsziel geworden.

mRNA-Impfstoffe noch immer nicht zugelassen

Die Handelskammer forderte die chinesische Regierung dazu auf, Änderungen vorzunehmen, um das Vertrauen in den chinesischen Markt wiederherzustellen. Statt weiterhin an einer strikten Null-Corona-Politik festzuhalten, müsse mehr unternommen werden, um den älteren Teil der Bevölkerung zu impfen. Auch empfahl die Kammer den Behörden, mRNA-Impfstoffe zuzulassen, die in China noch nicht in großen Mengen verwendet werden. Zudem sollte es positiv getesteten Menschen ohne oder mit nur leichten Symptomen ermöglicht werden, zu Hause und nicht mehr in zentralen Einrichtungen unter Quarantäne gestellt zu werden.

Der Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft wurde am Donnerstag durch neue Konjunkturzahlen untermauert. Die Aktivität im chinesischen Dienstleistungssektor brach erneut ein. Der vom Wirtschaftsmagazin «Caixin» veröffentlichte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Service-Bereich fiel von 42,0 Punkten im März auf 36,2 Punkte im April. Liegt der Index unter der Marke von 50 Punkten, wird von einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit ausgegangen.

Index auf dem niedrigsten Niveau seit Februar 2020

Bereits im März war der Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor um 8,2 Punkte und damit so stark wie seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor zwei Jahren nicht mehr zurückgegangen. Nun bewegt sich der Index auf dem niedrigsten Niveau seit Februar 2020.

Die jüngsten Covid-Ausbrüche in China belasten den Angaben zufolge weiterhin die Verbraucherausgaben und bedrohen das Wirtschaftswachstum. Die April-Daten erfassten auch die Auswirkungen des Lockdowns in Shanghai, wo Millionen wochenlang in ihren Häusern eingesperrt waren, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.

Auch der Krieg in der Ukraine wirkte sich auf einige europäische Unternehmen in China negativ aus. So gab ein Drittel der Befragten an, dass China wegen des Krieges zu einem weniger attraktiven Investitionsziel geworden sei. Auch hier wurde die Logistik als Problem genannt. Unternehmen müssen sich an neue Bedingungen anpassen, da der Schienengüterverkehr zwischen China und Europa keine Option mehr darstelle. Flugzeuge müssen den russischen und ukrainischen Luftraum umgehen, was ebenfalls zu höheren Kosten geführt habe.

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