Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fredrik von Erichsen/dpa)

Ein überraschend starker US-Arbeitsmarktbericht hat den Druck auf den deutschen Aktienmarkt am Freitag nur kurzzeitig etwas erhöht. Nach seinem Anstieg am Vortag bis auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr verlor der Dax zeitweise gut ein Prozent, letztlich schloss der Leitindex aber nur 0,21 Prozent tiefer bei 15.476,43 Punkten. Damit rettete er trotz aufkeimender Zinssorgen noch ein Wochenplus von mehr als zwei Prozent ins Ziel. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am letzten Handelstag der Woche um 0,10 Prozent auf 29 778,59 Zähler.

Die Anleger hatten nach den jüngsten Zinsentscheiden der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) zunächst wieder mehr Hoffnung, dass die Zinsspirale bald enden könnte. Diese Hoffnungen bekommen nun aber durch starke Jobdaten aus den USA erst einmal wieder einen Dämpfer. Die Beschäftigung wuchs im Januar viel stärker als erwartet, die Arbeitslosigkeit fiel auf den tiefsten Stand seit mehr als einem halben Jahrhundert.

Für die am Vortag stark gestiegenen Aktien der Immobilienkonzerne ging es in der Folge wieder bergab. Der zinssensible europäische Immobiliensektor büßte als schwächster der Stoxx-600-Übersicht 2,3 Prozent ein. Im Dax fiel Vonovia um 2,8 Prozent, im MDax gerieten zudem Aroundtown, LEG und TAG Immobilien sogar noch deutlicher unter Druck.

Die Aktien der Tech-Konzerne wurden durch die wachsende Zinsangst belastet, hinzu kamen enttäuschende Quartalszahlen der US-Schwergewichte Apple, Amazon und Alphabet. Mit dem nächsten Schritt nach oben tut sich der Tech-Sektor damit nun zunächst schwer. Chipkonzern Infineon setzte seinen guten Lauf jedoch fort und sprang um 1,6 Prozent in die Dax-Spitzengruppe.

Die Vorzugsaktien des Konsumgüterherstellers Henkel gehörten mit einem Plus von knapp einem Prozent ebenfalls zu den Gewinnern im Leitindex. Händler verwiesen als Stütze auf überraschend gute Quartalszahlen und einen erhöhten Gewinnausblick vom US-Konkurrenten Clorox.

Die Shop Apotheke wurde wiederum von Nachrichten eines Konkurrenten belastet: Die Schweizer Online-Apotheke Zur Rose verkauft ihr Schweiz-Geschäft an Migros und legt so den Fokus auf den deutschen Markt. Laut einem Händler droht der Shop Apotheke damit erstarkte Konkurrenz in Deutschland, was die Papiere des Medikamentenversenders zeitweise um mehr als vier Prozent absacken ließ. Letztlich schlossen sie im Nebenwerte-Index SDax aber nur 0,6 Prozent tiefer.

Außerhalb der großen Börsenindizes brachen Leoni um 43,8 Prozent auf 3,39 Euro ein, zeitweise markierten sie ein Rekordtief von 3,15 Euro. Der in finanzielle Nöte geratene Autozulieferer zieht einen Kapitalschnitt zur Sanierung in Betracht. Für Leoni war ein bereits sicher geglaubter Teilverkauf geplatzt, der 400 Millionen Euro in die Kassen spülen sollte. Anfang der Woche hatte Vorstandschef Aldo Kamper seinen Weggang in wenigen Wochen verkündet. Ein Kapitalschnitt wird in der Regel bei hohen Verlusten vorgenommen. Den Aktionären droht nun eine hohe Gewinnverwässerung.

An der Wall Street stand der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss minimal im Plus. Der technologielastige Nasdaq 100 fiel dagegen um rund 0,4 Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx schloss 0,40 Prozent höher bei 4257,98 Punkten. In Paris ging es für den Cac 40 um fast ein Prozent aufwärts, während der FTSE 100 in London ähnlich deutlich zulegte.

Der Euro geriet nach den US-Arbeitsmarktdaten unter Druck und kostete zuletzt 1,0825 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0937 (Donnerstag: 1,0988) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9143 (0,9100) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,25 Prozent am Vortag auf 2,15 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,42 Prozent auf 126,49 Punkte. Der Bund-Future sank zuletzt um 0,91 Prozent auf 138,13 Zähler.

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