Ein Kabel mit USB-C-Anschluss. Handys und zahlreiche andere Elektrogeräte müssen in der EU ab Mitte 2024 eine einheitliche Ladebuchse nach dem USB-C-Standard haben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Georg Hilgemann/dpa-Zentralbild/dpa)

Handy, Tablet, Kopfhörer und Laptop brauchen – je nach Hersteller – oft verschiedene Ladekabel, damit ist künftig Schluss.

Mit Blick auf Smartphones hatte sich vor allem der iPhone-Konzern Apple mit seinem hauseigenen Lightning-Anschluss gegen eine einheitliche Lösung in der EU bislang gewehrt. Am Dienstag einigten sich EU-Staaten und das Europaparlament darauf, dass es ab Mitte 2024 einheitliche Ladekabel geben wird. Die Details:

Welche Geräte sind betroffen?

Zunächst hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, dass sechs Geräte-Kategorien unter die neuen Regeln fallen sollen. Neben Smartphones waren das Tablets, Kopfhörer, Lautsprecher, tragbare Spielekonsolen und Kameras. Das Parlament hatte in den Verhandlungen zudem durchsetzen können, dass auch Laptops, E-Reader, Tastaturen und Computer-Mäuse, Navis, Smartwatches und elektrisches Spielzeug dabei sind. Voraussetzung: Die Geräte müssen groß genug für einen entsprechenden Anschluss sein. Für Laptops tritt die Regelung später in Kraft als für die anderen Produkte.

Bekomme ich dann mit jedem Gerät ein neues USB-C-Kabel?

Nicht zwangsläufig. Das Gerät selbst soll unabhängig von Ladegerät und -kabel verkauft werden können. Verbraucher hätten so die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie ein zusätzliches Kabel benötigen oder darauf verzichten. Nach vier Jahren soll der Nutzen überprüft werden, gegebenenfalls könnte der getrennte Verkauf dann sogar zur Pflicht werden.

Was soll der Vorstoß bewirken?

Zum einen sollen Verbraucher davon profitieren – weil weniger Kabel in ihrem Haushalt sind und sie zudem Geld sparen, wenn sie nicht mit jedem Gerät ein neues Netzteil erwerben müssen. Zum anderen soll Elektroschrott vermieden werden. Die EU-Kommission spricht von 11 000 Tonnen jährlich durch entsorgte und nicht benutzte Ladegeräte, wovon rund 1000 Tonnen eingespart werden könnten.

Die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini sagte zum Verhandlungsergebnis zudem: «Das spart Ressourcen, schont das Klima und die Nerven der Verbraucherinnen und Verbraucher.» Angaben der EU-Kommission zufolge könnten Verbrauchern jährlich 250 Millionen Euro einsparen.

Warum sträuben sich Kritiker gegen die Vereinheitlichung?

Der Digitalverband Bitkom spricht davon, dass Innovationen ausgebremst werden. Schon jetzt setze sich induktives, kabelloses Laden immer weiter durch. «EU-Parlament und EU-Staaten hinken der technischen Entwicklung damit Jahre hinterher», so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Selbst Apple war vor ein paar Jahren einheitlich auf USB-C bei allen Macbook-Laptops umgestiegen. Der Konzern brachte gerade erst Montag bei der neuen Generation des Macbook Air den hauseigenen magnetischen Magsafe-Ladeanschuss zurück. Sein Vorteil ist im Vergleich zu USB-C, dass das Kabel einfach abspringt, statt kaputtzugehen, wenn man daran stark zieht.

Warum gibt es keinen Standard für kabelloses Laden?

Das EU-Parlament wollte das eigentlich auch in Angriff nehmen. Der Kompromiss besagt nun: «Die Europäische Kommission soll Maßnahmen ergreifen, die zu einem Standard für das kabellose Laden führen sollen», teilte Cavazzini mit, die die letzte Verhandlungsrunde am Dienstag geleitet hatte. Dafür seien zwei Jahre Zeit vorgesehen. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton betonte, dass man die nun beschlossenen Standards je nach technologischer Entwicklung auch anpassen könne.

Wann genau treten die Regeln in Kraft?

Geplant ist Mitte 2024. Es gilt als Formsache, dass Parlament und EU-Staaten dem nun gefundenen Kompromiss noch formell zustimmen. Mit einer Übergangsfrist von zwei Jahren ab der offiziellen Verabschiedung treten die Regeln dann in Kraft – mit Ausnahme von Laptops, für die 40 Monate vorgesehen sind. Das EU-Parlament hätte sich gewünscht, dass die Änderungen schneller kommen, konnte sich hier aber nicht durchsetzen. Breton rechnet aber damit, dass Hersteller ihre Geräte bereits früher anpassen werden.

Von Marek Majewsky, dpa

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