Das Technologieunternehmen Microsoft investiert über drei Milliarden Euro in Künstliche Intelligenz in Deutschland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Bundeskanzler Olaf Scholz wird in diesen Wochen nicht besonders häufig von guten Nachrichten verwöhnt. Doch in der Hauptstadtrepräsentanz von Microsoft bekam der SPD-Politiker am Donnerstag eine Botschaft zu hören, die sichtbar seine Stimmung aufhellte: Der US-Softwareriese wird bis Ende 2025 knapp 3,3 Milliarden Euro in Deutschland investieren, um seine Rechenzentrumskapazitäten für Anwendungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) massiv auszubauen. 

«Das ist ein guter Morgen für Deutschland», sagte der Kanzler. Gemessen an der Größe des Landes sei die Bundesrepublik definitiv die erfolgreichste Exportvolkswirtschaft der Welt. Deutschland sei aber nicht nur ein Land, das mit der ganzen Welt Handel treibe und überall investiere, sondern auch Investitionen in das eigene Land ermögliche.

Für die Freigabe der enormen Investitionssumme durch Microsoft mussten weder der Bund noch die beiden vor allem profitierenden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen in finanzielle Vorleistung gehen. «Wir werden keine Subventionen erhalten und haben auch nicht danach gefragt, sagte Microsoft-Präsident Brad Smith in Berlin.

Warum fließen die Investitionen in den Westen?

Microsoft schlüsselt nicht exakt auf, in welchen Regionen der Bundesrepublik genau das Geld in den kommenden gut 22 Monaten investiert wird. Das Gros der Mittel wird aber nach den Worten von Microsoft-Deutschland-Chefin Marianne Janik in das Rheinische Revier fließen. In NRW wird Microsoft auch eine neue Cloud-Region einrichten. Der Konzern sucht zum einen damit die räumliche Nähe zu deutschen Großkunden wie Bayer und RWE, um die Datenlaufzeiten (Latenz) zwischen den Rechenzentren und den Anwendungen möglichst niedrig zu halten. Durch die Region laufen aber auch verschiedene Hochgeschwindigkeitsleitungen, über die europäische Nachbarländer wie Belgien und die Niederlande gut angebunden sind.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wertete die Investition von Microsoft als «starkes Signal für Deutschland und ein großartiger Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier». Mit dieser Milliarden-Entscheidung trage Microsoft wesentlich dazu bei, die Transformation der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen nachhaltig voranzutreiben. «Dass ein Global Player ein solches Investment in Nordrhein-Westfalen tätigt, ist ein Zeichen des Vertrauens und Ergebnis konkreter Standortpolitik.»

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Von den Microsoft-Investitionen wird aber auch Hessen profitieren. Die Rhein-Main-Region ist wegen des großen Internet-Knotens DE-CIX in Frankfurt Deutschlands führender Standort für Rechenzentren. Die bereits bestehende Microsoft-Cloud-Region Rhein/Main wird weiter ausgebaut. Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sagte, sein Bundesland sei ein starker und dynamischer Standort mit guten Rahmenbedingungen für die Informations- und Kommunikationsbranche und einer der führenden Standorte in Europa. Mit der Investition stärke Microsoft auch die Rhein-Main-Region als Innovationsmotor für Industrie und Finanzwesen.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Für den Betrieb der neuen Rechenzentren wird allerdings nur eine begrenzte Zahl von neuen Jobs entstehen. Microsoft-Präsident Smith machte in Berlin jedoch eine andere Rechnung auf, um die Auswirkungen der Milliarden-Investition zu beschreiben. Zum einen brauche man eine Menge Leute, um diese Rechenzentren zu bauen und die Infrastruktur zu entwickeln. Die Zahl der Arbeitsplätze, um die Rechenzentren zu betreiben, sei dann tatsächlich gering. Das eigentliche Job-Wachstum finde aber an anderer Stelle statt: «Wenn die KI das tut, was sie tun sollte, dann wird sie auch in allen anderen Bereichen der Wirtschaft dabei unterstützen, innovativer und global wettbewerbsfähiger zu werden. Damit wird sie auch zum Beschäftigungswachstum beitragen.»

Dabei sei Deutschland gut aufgestellt. Die Verwendung von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen sei ein Frühindikator für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Hier stehe Deutschland in Europa pro Kopf der Bevölkerung an zweiter Stelle hinter Großbritannien. «Man erwartet natürlich, dass Deutschland hohe Zahlen liefert, weil es die größte Volkswirtschaft in Europa ist.»

Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Initiative D21 nimmt in Deutschland ein Großteil der Menschen an der digitalen Welt teil und kann ihre Möglichkeiten selbstbestimmt für sich nutzen. Gleichzeitig sinkt jedoch die Fähigkeit, zukünftig mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten. Bei den Anwendungen der Künstlichen Intelligenz haben die Menschen in Deutschland am ehestem Erfahrungen mit dem Textroboter ChatGPT von Microsoft-Partner OpenAI gemacht. Fast jeder fünfte Befragte sagte, er habe ChatGPT bereits im ersten halben Jahr nach Start genutzt.

Zu dem Investitionsprogramm von Microsoft gehört vor diesem Hintergrund auch eine Aus- und Weiterbildungsoffensive. Bis zu 1,2 Millionen Menschen sollen mit den Möglichkeiten der KI vertraut gemacht werden. Dabei werde man auf in einem bewährten Netzwerk mit verschiedenen Einrichtungen und Organisationen wie der Bundesagentur für Arbeit, dem Arbeitgeberverband und diversen Nicht-Regierungsorganisationen kooperieren, kündigte Microsoft-Deutschland-Chefin Janik an.

Von Christoph Dernbach, dpa

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