Doro Pesch bei einem Auftritt in Wacken. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Eigentlich wollte sie ja nach Brasilien und dort mit ihren Fans ihren 60. Geburtstag feiern, verrät die Sängerin. Aber dann hätten sich «die Wacken-Leute» gemeldet und die hätten wohl eine Überraschung für sie geplant, sagt Heavy-Metal-Frontfrau Doro Pesch. Deswegen steht nun ihre alte Heimat Düsseldorf an ihrem Ehrentag, dem 3. Juni, im prall gefüllten Terminkalender.

«Ich weiß gar nicht, wer da den Geburtstag feiert», sagt die Frau mit der blonden Mähne lachend. «Ich fühle mich wie 25 und bin fit wie mit 18.» Mit der Überraschungsparty des Teams des Wacken-Open-Air-Festivals, mit denen sie seit langem befreundet sei, sind die Geburtstagsfeierlichkeiten aber erst eingeläutet.

Gäste aus aller Welt

«Eine Woche später kommen meine treuesten Fans aus der ganzen Welt angeflogen – aus Amerika, England, Brasilien und so. Dann machen wir einen Zug durch die Düsseldorfer Altstadt», erzählt Pesch im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Ein paar Hundert Leute werden das werden. Die basteln schon fleißig irgendwelche Geschenke. Wahrscheinlich werde ich einen Truck mieten müssen, um die abzutransportieren.»

Als Sängerin der Band Snakebite trat Pesch zuerst in Erscheinung, mit der Band Warlock gelang ihr in den 1980er Jahren der internationale Durchbruch. Als eine der ersten Frauen überhaupt konnte sie in der Männerdomäne Heavy Metal Fuß fassen. Inzwischen hat sie mehr als zehn Millionen Alben verkauft und 3500 Konzerte in 60 Ländern gegeben.

Heute ist sie weltweit die ungekrönte «Queen of Metal». Geboren wurde Pesch in Düsseldorf als Tochter eines Fuhrunternehmers, inzwischen lebt sie in Miami (Florida/USA), nachdem Hurrikans ihr Haus auf Long Island bei New York zweimal verwüstet und ihren gesamten Hausstand ins Meer gespült hatten.

«Stolz wie ein nasses Huhn»

Vor ein paar Tagen schon wurde sie im Düsseldorfer Rathaus vom Oberbürgermeister empfangen und durfte sich ins Goldene Buch der Landeshauptstadt eintragen. «Wenn das der Papa noch erlebt hätte, der wäre stolz gewesen wie ein nasses Huhn.» Mit dabei waren: Vom Ritchie, Schlagzeuger der Toten Hosen, Sammy Amara von den Broilers und Ralf Dörper von den Krupps.

Für die Stippvisite im Rathaus war sie von einem Metal-Festival in Milwaukee/USA von Chicago nach Düsseldorf geflogen. Denn eigentlich ist sie mitten im Tour-Stress. «Es ist ja Festival-Saison. Nachher geht es weiter nach Belgien und dann nach Spanien.»

In Wacken wird sie natürlich auch wieder dabei sein «und dann boxt ja noch Regina Halmich gegen Stefan Raab in Düsseldorf». Dafür will sie am 14. September, obwohl sie eigentlich bei der Heavy-Metal-Kreuzfahrt «Full Metal Cruise» auftritt, aus Norwegen anreisen. «Regina ist ja eine meiner besten Freundinnen.» Nebenher «sind wir gerade wieder voll in der Produktion, neben den Auftritten arbeiten wir noch an einer Jubiläums-Box mit den Live-Auftritten zum 40-jährigen Bühnenjubiläum».

«Dann geht im Oktober auch schon die Tournee mit Alice Cooper los. Der ist schon 76 und auch noch gut dabei. Also eigentlich geht es weiter wie bisher. Jeder Tag ist vollgepackt, aber so liebe ich es. Das mag ich lieber als einen Tag frei. Ich habe, seit ich Teenager war, noch nie Urlaub gemacht und auch noch nie das Gefühl gehabt, welchen machen zu müssen oder zu brauchen.»

Schwer beschäftigt

Nebenher moderiert sie auch noch zwei Radioshows: «Einmal im Monat in Deutschland für die Rock Antenne und einmal die Woche für Monster of Rock-Radio aus Los Angeles. Das ist jede Woche wie ein Tagebucheintrag, man kann alles erzählen, was man erlebt hat. Das ist besser als ein Buch zu schreiben.»

Kürzertreten, Rente? Nicht bei Doro Pesch. «Ich mache das so bis zum letzten Tag – wie Lemmy Kilmister von Motörhead. Solange ich irgendwie Power habe, möchte ich das machen – wenn es irgendwie geht.»

Nach der Corona-Pandemie hat Pesch fast nahtlos an ihre Karriere als eine der erfolgreichsten Frauen im Hardrockgeschäft anknüpfen können. Ihr neues Album («Conqueress – Forever Strong And Proud») sei zwei Wochen auf Platz eins in den Radiocharts der USA gewesen. «Die ganzen Festivals weltweit, das brummt ja. Die meisten sind schon ein Jahr vorher ausverkauft. Die Leute wollen die Bands wieder live sehen. Das ist super.»

Von Frank Christiansen, dpa

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