Harry Kane (r) und die Bayern kamen nicht über ein 2:2 in Freiburg hinaus. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Auf der Tribüne schauten die Bayern-Bosse um den neuen Sportvorstand Max Eberl mit ernsten Mienen nach dem nächsten Rückschlag bei der Verfolgung von Spitzenreiter Bayer Leverkusen.

Der späte 2:2 (1:1)-Ausgleich des SC Freiburg im 2000. Bundesliga-Spiel des Rekordmeisters aus München verdarb auch Eberl am Ende seines ersten offiziellen Arbeitstages die gute Laune, die er vor dem Anpfiff offenbart hatte. Statt auf fünf Punkte an die Leverkusener heranzukommen und wie von Eberl gefordert Druck auszuüben, kann das Bayer-Team am Sonntag mit einem Sieg beim 1. FC Köln auf dann zehn Zähler davonziehen.

Kapitän Christian Günter erzielte in der zwölften Minute das 1:0 für die Freiburger. Mathys Tel (35.) und Jamal Musiala (75.) drehten die Partie zugunsten der Gäste, doch dann schlug Lucas Höler (87.) für den SC noch einmal zurück.

Tuchel: Anfangsphase phasenweise «Harakiri»

«Wir haben keine gute erste halbe Stunde gespielt und waren zu Recht im Rückstand. Wir haben eine gute Reaktion gezeigt, eine gute zweite Halbzeit gespielt mit vielen Chancen und uns am Ende um den Lohn gebracht», sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel beim Internet-Sender DAZN. 

Tuchel führte viele Mängel seiner Mannschaft auf. Die Anfangsphase sah er phasenweise als «Harakiri». Den späten Ausgleich nannte er ein «Glückstor durch eine Standardsituation, die wir nicht gut verteidigen». Am Dienstag steht für das Team des zum Saisonende scheidenden Tuchel das wichtige Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Lazio Rom an. Dann wollen sie auf der Jagd nach zumindest einem Titel in dieser Saison das 0:1 aus dem Hinspiel noch drehen.

Die Freiburger begannen mutig und belohnten sich mit der frühen Führung. Der Ungar Roland Sallai scheiterte zunächst am glänzend reagierenden Bayern-Keeper Manuel Neuer und setzte dann einen Fallrückzieher an die Latte. Die Münchner bekamen den Ball nicht hinten raus – und Günter drosch ihn aus dem Rückraum punktgenau ins rechte untere Eck.

Bayern defensiv alles andere als sicher

«Bayern ist eine sehr, sehr gute Mannschaft, und für das haben wir das gut gemacht», sagte Günter nach der Partie. Sein Freiburger Teamkamerad Vincenzo Grifo ergänzte: «Wir haben ein gutes Spiel gemacht, wir haben gute Torchancen gehabt. Wir können mit dem 2:2 gut leben.»

Die Bayern, bei denen Minjae Kim im Abwehrzentrum den gelb-gesperrten Matthijs de Ligt ersetzte und Joshua Kimmich wieder rechts verteidigte, standen defensiv in der ersten halben Stunde alles andere als sicher. Immer wieder boten sie dem Sport-Club erstaunlich große Räume an.

Erneut Günter, der frei stehend an Neuer scheiterte (16.), und Grifo, der die Kugel rechts am Tor vorbei schlenzte (22.), hätten für Freiburg nachlegen können. Die Gäste hingegen sorgten vorn kaum für Gefahr. Thomas Müller kam nach einem Armeinsatz von Günter im Strafraum zu Fall, bekam aber keinen Elfmeter (25.).

Traum-Tore von Tel und Musiala

Erst als sich die Breisgauer etwas zurückzogen, gelang es dem FCB Druck aufzubauen. Der 18-jährige Tel, der den angeschlagen fehlenden Leroy Sané vertrat und in der offensiven Dreierreihe der Bayern häufig mit Musiala die Seiten tauschte, schlenzte den Ball herrlich vom linken Strafraumeck zum 1:1 in den rechten Winkel. Wenig später hatte Freiburgs Schlussmann Noah Atubolu einen Flachschuss von Leon Goretzka erst im Nachfassen sicher (39.).

Nach der Pause erhöhten die Bayern die Schlagzahl. Auch Stürmerstar Harry Kane trat nun häufiger in Erscheinung, einmal verfehlte er das Tor nur knapp (47.). Der flinke Alphonso Davies kam nach gut einer Stunde zu seinem Comeback nach längerer Verletzungspause und sollte das Flügelspiel der Gäste weiter ankurbeln. Musiala scheiterte an Atubolu (71.), einen Kopfball von Kane klärte Freiburgs Höler kurz vor der Linie (72.).

15 Minuten vor dem Ende setzte Musiala zu einem sehenswerten Solo an – und schob den Ball per Schlenzer ins rechte Eck. Doch die Freiburger gaben nicht auf und kamen tatsächlich noch zum Ausgleich durch Höler. Der Freiburger durfte nach einem Einwurf relativ ungestört in die lange Ecke einschießen.

Christoph Lother und Robert Semmler, dpa

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