Teurer «Lappen»: 2100 bis 4400 Euro kostet ein Autoführerschein laut ADAC. Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände rechnet mit 2800 bis 3500 Euro. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marijan Murat/dpa)

Ein Autoführerschein ist inzwischen alles andere als günstig. Manche Fahrschüler und Fahrschülerinnen müssen bis zu 4400 Euro für die Fahrerlaubnis aufbringen, wie es etwa vom Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) heißt. Wie setzen sich diese hohen Kosten zusammen und wie können Fahrschülern sparen?

Vor allem drei Gründe sind aus Sicht von Kurt Bartels ausschlaggebend für die derzeitigen Preise: allgemeine Preissteigerungen, die Verkehrsentwicklung und die Entwicklung von Autos. Bartels ist der stellvertretende Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. Er sagt: «Autofahren ist komplexer geworden.» So nehme die Zahl der Verkehrsmittel durch E-Scooter oder Pedelecs zu und es gebe neue Verkehrswege wie geschützte Radstreifen.

Darüber hinaus müssten Fahrschüler auch in technischen Assistenzsystemen geschult werden und das in der Prüfung nachweisen. Seit 2021 dauert eine Fahrschulprüfung daher 55 statt 45 Minuten. Es brauche schlicht mehr Zeit, um Fahranfänger auszubilden, meint Bartels. Statt 25 Fahrstunden seien mittlerweile durchaus 45 bis 50 Fahrstunden keine Seltenheit. Eine gewöhnliche 45-Minuten-Einheit koste dabei 55 bis 75 Euro. Pflicht sind zwölf der etwas teureren Sonderfahrten – also über Landstraßen, Autobahnen oder bei Nacht.

Führerschein auf dem Land oft günstiger

Zu den eigentlichen Kosten für die Fahrschule kommen dann noch Gebühren für die theoretische und praktische Prüfung sowie den Führerscheinantrag – laut ADAC zusammen etwa 200 Euro. Ferner sind ein Erste-Hilfe-Kurs für etwa 50, ein Sehtest für knapp sechs und ein Passfoto für gut zehn Euro notwendig. Bedeutet unterm Strich: 2100 bis 4400 Euro laut ADAC. Fahrschullehrer Bartels rechnet mit 2800 bis 3500 Euro. So oder so gebe es dabei Unterschiede nach Region. Auf dem Land seien Führerscheine meist günstiger als in der Stadt. Auch, weil das Autofahren dort wegen der weniger komplexen Infrastruktur schneller zu erlernen sei, meint Bartels.

Kosten mit Kompakt-Kursen sparen

Für viele Menschen ist ein Führerschein damit aktuell zu teuer. Derzeit lasse die Nachfrage nach Autoführerscheinen nach, sagt Bartels. Es sei durchaus denkbar, dass junge Menschen das wegen der hohen Kosten auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Doch gerade auf dem Land ist ein Führerschein etwa für den Berufsalltag oft unerlässlich. Wie ist es also möglich, Kosten zu sparen?

Bartels und der ADAC raten dazu, Theorie- und Praxisstunden möglichst kompakt zu absolvieren. «Für sechs bis acht Monate muss man sich das wie ein weiteres Schulfach vorstellen», sagt Bartels. Bei längeren Pausen zwischen den Einheiten bestehe die Gefahr, das Erlernte wieder zu vergessen, heißt es vom ADAC. Es schade auch nicht, ein paar Stunden mit den Eltern auf dem Verkehrsübungsplatz zu verbringen und die Preise der Fahrschulen genau zu vergleichen. Letztlich gelte zudem: Erst dann zur Prüfung anmelden, wenn man sich sicher ist – und die Kosten für eine Wiederholungsprüfung vermeiden.

Union fordert mehr Training am Simulator

Ideen für günstigere Führerscheine kamen vor einigen Tagen auch aus den Reihen der Opposition. Nach Auffassung des verkehrspolitischen Sprechers der CDU, Florian Müller, könnten Führerscheine unter anderem durch Digitalisierung günstiger werden. Die Arbeitsgruppe Verkehr der Unionsfraktion schlägt in einem Papier vor, verstärkt Fahrsimulatoren bei der Ausbildung einzusetzen, um so die Zahl der praktischen Fahrstunden zu reduzieren. Außerdem soll der Theorieunterricht teilweise digital erfolgen. Auch sollen bei Bedarf Soldaten oder Polizisten Fahrprüfungen abnehmen. Lange Wartezeiten auf einen Prüfungstermin sollen damit verhindert werden, in denen die Fahrschüler weiter Fahrstunden nehmen müssten, um das Gelernte nicht zu vergessen.

SPD will wissenschaftliche Untersuchung abwarten

«Der Führerschein darf nicht zum Luxusgut werden», sagt auch der stellvertretende verkehrspolitische Sprecher der mitregierenden SPD-Fraktion, Mathias Stein, der Deutschen Presse-Agentur. Das aus seiner Sicht drängendste Problem – hohe Durchfallquoten bei theoretischen und praktischen Prüfungen – werde von der Union aber gar nicht thematisiert. Vor allem aber gebe es ohnehin gerade wissenschaftliche Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen dazu, wie die Fahrschulausbildung modernisiert werden kann. Diese Ergebnisse sollten zuerst abgewartet werden, meint Stein.

Um dem Prüfermangel zu begegnen, hält er es für besser, Anforderungen an sie zu senken. Bisher müssen Prüfer unter anderem ein Ingenieursstudium nachweisen. Die in der Grünen-Fraktion für Führerscheinwesen und Verkehrssicherheit zuständige Swantje Michaelsen spricht sich zudem dafür aus, dass neben dem TÜV und der Dekra weitere Unternehmen Prüfungen abnehmen dürfen.

Fahrlehrerverband: Fahrsimulator keine ernsthafte Option

Fahrlehrer Bartels meint, die Vorschläge aus der Union «entbehren jeglicher Realität». Fahrsimulatoren könnten lediglich erste Schritte ermöglichen, damit Fahrschüler in der ersten Fahrstunde besser vorbereitet sind. Auch Gefahrensituationen könnten so trainiert werden. Ein großflächiger Einsatz in der Ausbildung sei aber nicht denkbar, erst recht nicht für die Sonderfahrten. Die Geräte seien nicht mit Simulatoren wie in der Flugausbildung zu vergleichen. Auch digitale Unterrichtsstunden hält er für unsinnig, da beispielsweise nicht nachgefasst werden könne, ob die Schüler wirklich aufpassen. Das ginge letztlich zulasten der Verkehrssicherheit.

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