Lufthansa-Chef Spohr rechnet im laufenden Jahr nur noch mit einem bereinigten operativen Gewinn von rund 2,2 Milliarden Euro - eine halbe Milliarde weniger als ursprünglich angepeilt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Arnold/dpa)

Die Lufthansa geht nach den teuren Streiks zu Jahresbeginn auf Sparkurs. Vorstandschef Carsten Spohr kündigte ungeachtet der starken Buchungen für den Sommer einen Einstellungsstopp in der Verwaltung an. Gespart werden müsse bei allen Themen, die den Kunden nicht direkt betreffen, sagte Spohr bei der Vorstellung der Zahlen für das erste Quartal dieses Jahres in Frankfurt.

Grundsätzlich habe sich das Unternehmen vorgenommen, im Vergleich zu 2019 in den administrativen Bereichen mit 20 Prozent weniger Führungspersonal und Mitarbeitern auszukommen. Auch die hohen Streikkosten müssten durch eine erhöhte Produktivität wieder hereingeholt werden.

Die Tickets der Konzerngesellschaften wie Swiss, Austrian, Eurowings oder Lufthansa werden auch im laufenden Sommer knapp und teuer bleiben. Er sehe allerdings keine weiteren Preiserhöhungen, sondern eher ein Abflachen der Preise, sagte Spohr und zeigte sich überzeugt: «Es wird wieder ein sehr starker Reisesommer.» Die Buchungen für die warme Jahreshälfte lägen 16 Prozent höher als 2023, was ein «hochprofitables Wachstum» verspreche. Es werde sicher erneut ein «sehr, sehr gutes Jahr» für den Lufthansa-Konzern. Helfen soll dabei auch die neue Kabinen-Ausstattung «Allegris», die am 1. Mai in einem ersten Langstreckenflugzeug an den Start geht.

Deutlich geringerer Gewinn erwartet

Einen operativen Gewinn auf dem Niveau des Vorjahres hat sich Spohr für 2024 aber abgeschminkt. Wegen der Belastungen durch die fortgesetzten Streiks und schlechter laufender Geschäfte mit der Luftfracht sah sich die Lufthansa-Spitze bereits Mitte April gezwungen, ihr Gewinnziel um eine halbe Milliarde Euro zusammenzustreichen. Statt rund 2,7 Milliarden wie 2023 soll das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) im laufenden Jahr nur noch 2,2 Milliarden Euro erreichen. Im saisonbedingt reiseschwachen ersten Quartal hatte sich der operative Verlust im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 849 Millionen Euro verdreifacht.

Zur gekappten Gewinnerwartung trägt bei, dass der Konzern wegen der Streikausfälle, stockender Flugzeuglieferungen und einer vorsichtigeren Kapazitätsplanung im Gesamtjahr nur 92 Prozent seines Angebots aus dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019 in die Luft bringen kann. Ursprünglich hatte Spohr 94 Prozent für das Gesamtjahr angepeilt.

Spohr: «Für die nächsten Jahre herrscht Tariffrieden»

Die Belastungen durch die diversen Streiks bezifferte das Unternehmen auf rund 450 Millionen Euro. Davon fielen 350 Millionen Euro bereits im ersten Quartal an, als unter anderem das eigene Bodenpersonal wie auch die Kabinen-Crews, aber auch das Sicherheitspersonal an vielen Flughäfen in den Ausstand getreten waren.

Spohr berichtete von einem frischen Tarifabschluss mit den Piloten der Tochtergesellschaft Eurowings bis Ende 2026, der ganz ohne Streiks erreicht worden sei. Verträge für die allermeisten Mitarbeiter seien nun abgeschlossen. «Für die nächsten Jahre herrscht Tariffrieden», sagte Spohr zuversichtlich. Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit bestätigte die Einigung auf ein Eckpunkte-Papier.

Einstieg bei Ita ist offen

Kritik übte Spohr an der Europäischen Kommission, die mit Auflagen die dringend notwendige Konsolidierung der europäischen Luftfahrt erschwere. Gemeint ist der geplante Einstieg des deutschen MDax-Konzerns bei der italienischen Staatsairline Ita, über den die EU-Kommission nach einer Fristverlängerung nun bis zum 13. Juni entscheiden will.

Der Lufthansa-Konzern hat demnach noch bis zum 6. Mai Zeit, mit kommerziellen Zugeständnissen die Wettbewerbsbedenken zu zerstreuen. Die Behörde befürchtet ein Übergewicht des Lufthansa-Konzerns auf einzelnen Strecken und Flughäfen. Spohr machte klar, dass es für sein Unternehmen keinen «Plan B» zur Ita-Übernahme bei einem ablehnenden Bescheid aus Brüssel gebe. Es gehe darum, für die italienischen Kunden ein besseres Angebot auf Lang- und Kurzstrecken zu schaffen. «Es muss sich aber auch für uns lohnen.»

Von Christian Ebner, dpa und Steffen Weyer, dpa-AFX

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