Kann bei beiden Elfmeter-Gegentoren nur hinterher schauen: Leverkusens Keeper Matej Kovar. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Nur noch zwei Finals bis zum Triple: Nach einer unerwarteten Zitterpartie durch zwei Video-Elfmeter hat Bayer Leverkusen auch dank eines Eigentors zum dritten Mal ein Europapokal-Endspiel erreicht.

Damit ist der deutsche Meister auf bestem Wege, eine ohnehin schon historische Saison zu krönen. Das seit Mitte April erstmals als Meister feststehende Team von Trainer Xabi Alonso zog durch das 2:2 (0:1) gegen die AS Rom ins Endspiel der Europa League ein. 1988 hatte Leverkusen den UEFA-Cup gewonnen. 2002 standen die Rheinländer im Champions-League-Finale, das sie mit 1:2 gegen Real Madrid verloren.

Dank des späten Ausgleichs von Josip Stanisic (90.+7) hielt auch die eindrucksvolle Serie der Leverkusener, die nach dem 2:0 im Hinspiel trotz des 0:2-Rückstands auch im 49. Pflichtspiel der Saison ungeschlagen blieben. Nun bestreiten sie zum krönenden Abschluss einer bemerkenswerten Saison gleich zwei Finals innerhalb von vier Tagen. Drei Tage nach dem europäischen Endspiel gegen Atalanta Bergamo in Dublin steht in Berlin das DFB-Pokalfinale gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern an.

Wirtz und Boniface auf der Bank

Bayer war drückend überlegen, doch Leandro Paredes glich das Hinspiel-Ergebnis durch einen Foulelfmeter (43.) und einen Handelfmeter (66.) aus. Das Eigentor von Gianluca Mancini (83.) brachte Bayer dann doch noch nach Dublin und sorgte für eine erfolgreiche Revanche nach dem Halbfinal-Aus im Vorjahr gegen die Roma.

Etwas überraschend saß Wirtz zunächst auf der Bank. Nachdem er am Sonntag in Frankfurt (5:1) angeschlagen geschont wurde, hatte Alonso am Mittwoch verkündet, der Offensivspieler sei komplett fit. Auch der zweite Hinspiel-Torschütze Robert Andrich saß zunächst draußen. Roms Trainer Daniele De Rossi brachte drei frische Spieler mit Bundesliga-Erfahrung: Die Leverkusener Leihgabe Sardar Azmoun, den Ex-Frankfurter Evan N’Dicka und den früher in Leipzig und Hoffenheim spielenden Angelino.

Die Römer agierten zunächst nicht mit vollem Risiko, dennoch wurde es die erwartet hitzige Partie. Eine erste Rudelbildung in der 19. Minute zog direkt drei Gelbe Karten nach sich, zwei davon gegen Römer. Nach 28 Minuten waren zwei weitere dazugekommen.

Leverkusen verpasst Tor trotz Chancenwucher

Schon in der vierten Minute hätte Romelu Lukaku zu einer frühen Gäste-Chance kommen können, doch Leverkusens Pokal-Torhüter Matej Kovar schnappte ihm den Ball vom Fuß. Und danach spielte eigentlich nur Bayer. Andrich-Vertreter Exequiel Palacios prüfte Roma-Keeper Mile Svilar (15.) und traf auch noch den Pfosten (29.). Wirtz-Ersatz Adam Hlozek wurde in letzter Sekunde von Gianluca Mancini geblockt (23.). Den Rest hielt Svilar stark gegen Granit Xhaka (25.), Jeremie Frimpong (32.) und Amine Adli sowie Hlozek (39.).

15:3 Torschüsse und 6:0 Ecken bis zur 40. Minute sprachen nicht gerade für eine römische Aufholjagd. Und dann stand es wie aus dem Nichts und völlig unverdient 0:1. Weil Tah seinen Ex-Kollegen Azmoun ohne Not im Strafraum am Arm gezogen hatte, gab es Strafstoß, den Paredes sicher verwandelte.

Wieder in der Nachspielzeit: Werkself verlängert Rekord

Nachdem man den Leverkusenern den Schock bis zur Pause deutlich angemerkt hatte, berappelten sie sich in der Halbzeit. Nach dem Wechsel sah die Partie aus wie davor. Doch es blieb zunächst auch dabei, dass Bayer das Tor nicht traf. Adli verzog knapp (54.), Jonas Hofmann (59.) und Hlozek (61.) scheiterten wieder an Svilar. Doch dafür, dass sie insgesamt noch führte, rückte die Werkself nun fast etwas weit auf. Die Roma kam nun auch zu Chancen durch Konter, Kovar musste gegen Azmoun (55.) und Stephan El Shaarawy (57.) halten. Der Elfer nach einem Handspiel von Hlozek kam trotzdem wieder unerwartet – ebenso wie das Eigentor von Mancini. Stanisic sorgte in der Nachspielzeit für den Party-Start auf den Tribünen.

Von Holger Schmidt und Florian Gut, dpa

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