Wegen erneuter Vorwürfe sexueller Übergriffe ist der französische Schauspielstar Gérard Depardieu zum Verhör geladen worden (Archivbild). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thierry Roge/BELGA/dpa)

Wegen erneuter Vorwürfe sexueller Übergriffe ist der französische Schauspieler Gérard Depardieu zum Verhör geladen worden. Eine Sprecherin der Kanzlei seines Anwalts bestätigte der Deutschen Presse-Agentur entsprechende Medienberichte. Französische Medien berichteten unter Verweis auf Kreise auch, der 75-Jährige sei in Polizeigewahrsam gekommen. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. 

Die Vorwürfe beziehen sich auf die Jahre 2021 und 2014

Den Berichten zufolge geht es bei der Vorladung in Paris um zwei Klagen, die Frauen kürzlich gegen Depardieu eingereicht hatten. Eine Dekorateurin hatte angegeben, Depardieu habe sie bei den Dreharbeiten zum Film «Les Volets verts» 2021 sexuell belästigt. Eine weitere Frau hatte dem Darsteller Berührungen im Intimbereich und obszöne Äußerungen bei den Dreharbeiten zum Kurzfilm «Le Magicien et les Siamois» 2014 vorgeworfen.

Von der Pariser Staatsanwaltschaft hieß es lediglich, man könne derzeit nichts mitteilen oder bestätigen. Zunächst müssten mögliche Vorwürfe beurteilt werden. Die Verfahrensbeteiligten seien zudem die Ersten, die es zu informieren gelte. 

Das Polizeigewahrsam ist in Frankreich zeitlich begrenzt. Im Anschluss daran können Verdächtige der Staatsanwaltschaft oder einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Aus Vorermittlungen kann so ein Ermittlungsverfahren werden.

Alte Ermittlungen und Abstreiten der Vorwürfe

Die neuerlichen Vorwürfe gegen den preisgekrönten Darsteller reihen sich in eine Serie von Anschuldigungen, die teils auch anonym vorgebracht wurden und nicht in allen Fällen auf dem Schreibtisch von Ermittlern landen. 2018 hatte die Schauspielerin Charlotte Arnould Filmstar Depardieu («Cyrano von Bergerac», «Asterix und Obelix») verklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall wegen Vergewaltigung ermittelt.

Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig. In einem in der Zeitung «Le Figaro» im Herbst veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer «medialen Lynchjustiz» und schrieb «Niemals nie habe ich eine Frau missbraucht.» Depardieu führte fort: «Ich bin weder ein Vergewaltiger noch ein Raubtier. Ich bin nur ein Mann…». Auch mehrere Dutzend Künstlerinnen und Künstler – unter ihnen die Schauspielerin Charlotte Rampling und die Musikerin und ehemalige französische First Lady Carla Bruni – beklagten, dass die Unschuldsvermutung bei Depardieu, dem «vermutlich größten aller Schauspieler», außer Acht gelassen werde.

Meinungen über den Schauspieler gehen auseinander

Die Meinungen zu Depardieu und den schweren Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden, gehen in Frankreich auseinander. Bei vielen sorgte der Darsteller, der in mehr als 200 Filmen mitspielte, erst im Dezember mit Äußerungen in einer Fernsehreportage über seine Reise nach Nordkorea im Jahr 2018 für Entsetzen. Darin gibt er immer wieder frauenfeindliche und fragwürdige Kommentare von sich, bezeichnet Frauen etwa als «große Schlampen». 

Die damalige Kulturministerin Rima Abdul-Malak veranlasste zu prüfen, ob Depardieu ein Verdienstorden der Ehrenlegion entzogen werden solle. Das geschah letztlich nicht. Der Schauspieler hatte die höchste französische Auszeichnung 1996 erhalten. Den Nationalorden von Quebec und seinen Titel als Ehrenbürger der belgischen Gemeinde Estaimpuis verlor Depardieu. Das Pariser Wachsfigurenkabinett ließ seine Figur entfernen.

Von Rachel Boßmeyer, dpa

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