Die IG Bau streikt: Neben Straßenbau und Großbaustellen könnte es auch private Bauherren und Einfamilienhäuser treffen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Auf dem Bau hat der erste Streik seit 17 Jahren begonnen. Mehr als 1000 Bauleute legten zum Auftakt der bundesweiten Warnstreikwelle in Niedersachsen die Arbeit nieder, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt mitteilte.

300 kamen laut Gewerkschaft zur zentralen Kundgebung nach Osnabrück, weitere 150 zu einer kleineren in Langenhagen bei Hannover. Am Dienstag soll der Ausstand fortgesetzt und auf weitere Regionen ausgeweitet werden. Dann werde es zu punktuellen Aktionen im gesamten Bundesgebiet kommen, kündigte die IG BAU an.

Schlichtung brachte keine Lösung

Hintergrund ist die Anfang Mai geplatzte Tarifschlichtung im Bauhauptgewerbe mit 930.000 Beschäftigten. Nach drei erfolglosen Verhandlungsrunden hatte der Schlichter Rainer Schlegel am 19. April zweistufige Lohnerhöhungen vorgeschlagen. Zunächst sollten die Einkommen zum Mai pauschal um 250 Euro steigen und elf Monate später noch einmal um gut vier Prozent. Während die IG BAU den Kompromissvorschlag annahm, lehnten die Arbeitgeberverbände ihn Anfang Mai ab. Gestreikt wird nun wieder für die ursprüngliche Forderung von 500 Euro mehr im Monat.

Für den Start des bundesweiten Ausstands habe man Niedersachsen ausgewählt, weil die dortigen Arbeitgeber zusammen mit einigen anderen Regionen die Umsetzung des Schlichterspruchs verhindert hätten, so die Gewerkschaft. Zuletzt war es 2007 auf dem Bau zum Ausstand gekommen, damals regional begrenzt auf Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Einen bundesweiten Streik gab es auf dem Bau zuletzt 2002.

Bauindustrie hofft auf schnelle Einigung

«Die Streiks werden zu Bauverzögerungen führen und damit wirtschaftlichen Schaden anrichten», sagte Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). «Gerade jetzt, in konjunkturell schwierigen Zeiten, insbesondere im Wohnungsbau, kommen Streikmaßnahmen zur Unzeit.» Es müsse nun schnell eine Verhandlungslösung gefunden werden.

Der Baugewerbe-Verband Niedersachsen erklärte, die Mitgliedsfirmen seien auf den Arbeitskampf vorbereitet. «Sicherlich wird es zu streikbedingten Behinderungen kommen, wir hoffen und appellieren jedoch an die streikenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass diese das rechte Augenmaß beachten», sagte eine Sprecherin. Prognosen über mögliche Beeinträchtigung ließen sich aber nur schwer treffen. «Wir gehen davon aus, dass es nur zu einer kurzfristigen streikbedingten Verzögerung auf den Baustellen kommen wird.»

Ablehnung spaltet Arbeitgeberlager

Auch innerhalb der Arbeitgeberverbände gab es Kritik am Scheitern der Schlichtung. Laut Bauindustrieverband Hamburg Schleswig-Holstein nahmen die Verbände der Bauindustrie den Schlichterspruch in allen Bundesländern an. Gescheitert sei er an den Verbänden des Baugewerbes. In der Tarifrunde bilden Bauindustrie und Baugewerbe eine Tarifgemeinschaft.

Mittlerweile wollen die Arbeitgeber die Löhne der Beschäftigten freiwillig anheben. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) sowie der ZDB schlugen vor, im Westen fünf Prozent und im Osten sechs Prozent draufzulegen. Der Vorschlag liegt über ihrem Angebot in den Tarifverhandlungen.

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