«Es wäre ein großer Fortschritt für die Lebensqualität und die Gesundheit der Beschäftigten»: Der Verhandlungsführer der IG-Metall in der nordwestdeutschen Stahlindustrie, Knut Giesler. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Der Verhandlungsführer der IG-Metall in der nordwestdeutschen Stahlindustrie Knut Giesler will mit der Forderung nach Einführung der Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich in die kommende Tarifrunde gehen.

«Wir wollen eine echte Entlastung für die Beschäftigten erreichen, ohne dass sie deshalb weniger verdienen», sagte Giesler der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung». Ein solcher Schritt wäre nach seinen Worten ein großer Fortschritt für die Lebensqualität und die Gesundheit der Beschäftigten. In der nordwestdeutschen Stahlindustrie mit den Ländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Bremen wird in aller Regel der Pilotabschluss für die gesamte Branche erzielt.

Die Details der Forderung

Die bisherigen Rückmeldungen aus den Stahlbelegschaften dazu seien ausgesprochen positiv, sagte Giesler. Gleichzeitig würde die Vier-Tage-Woche die Stahlindustrie nach seiner Einschätzung attraktiver für junge Menschen machen, die beim Umbau der kohlebasierten Schwerindustrie hin zu grünem Stahl in den kommenden Jahren dringend benötigt würden. Zugleich sei die Vier-Tage-Woche auch eine Möglichkeit, die im Zuge des grünen Umbaus der Stahlindustrie zu erwartenden Arbeitsplatzverluste zu verhindern.

Konkret schwebt Giesler dem Bericht zufolge für die Einführung der Vier-Tage-Woche in der Stahlindustrie die Senkung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden vor, bei vollem Lohnausgleich. Dies sei in der Verwaltung und im Zwei-Schicht-Betrieb allerdings deutlich einfacher umzusetzen, als im Drei-Schicht-Betrieb.

Die IG Metall geht der Zeitung zufolge davon aus, dass diese Reduzierung eine längere Zeit, womöglich mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird – auch, um die Arbeitgeber bei der Umstellung der Dienst- und Schichtpläne nicht zu überfordern. «Wir brauchen hier längere Einschleichzeiten», sagte Giesler.

Forderungen nicht auf Stahl beschränken

Ihren Vorstoß sieht die IG Metall aber nicht auf die Stahlindustrie beschränken. Die Forderung habe grundsätzlich Ausstrahlung über die Stahlbranche hinaus, erklärte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann in Frankfurt. Allerdings stünden in diesem Jahr mit Ausnahme der Kfz-Branche keine größeren Tarifrunden der IG Metall mehr an.

Hofmann erinnerte daran, dass in der Stahlindustrie die 35-Stunden-Woche erstritten wurde. «Die Stahlindustrie war schon oft Vorreiter für fortschrittliche tarifliche Regelungen – auch bei der Arbeitszeit», erklärte der Erste Vorsitzende. Die IG Metall habe die 4-Tage-Woche bereits als tarifliche Möglichkeit zur befristeten Absenkung der Arbeitszeit oder als Instrument zur Beschäftigungssicherung für viele Beschäftigte realisiert. Die Forderung bei Stahl ziele erstmals auf einen kollektiven, tariflich abgesicherten Anspruch, sagte Hofmann. «Das ist ein nächster Schritt in eine attraktive industrielle Arbeitswelt, die Leben und Arbeit gut vereinen lässt.»

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