Im kommenden Jahr dürften nach Einschätzung von Experten wieder mehr Unternehmen einen Börsengang wagen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Boris Roessler/dpa)

Im kommenden Jahr dürften nach Einschätzung von Experten wieder mehr Unternehmen einen Börsengang wagen.

Auch weil einige Firmen 2021 ihre Pläne verschoben hatten, gebe es eine Menge aussichtsreicher Kandidaten in Deutschland, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Hamburger Beratungsfirma Kirchhoff Consult.

«Wir rechnen mit mindestens 15 Börsengängen im Jahr 2022», sagte Vorstand Jens Hecht. Sollte die Weltwirtschaft wachsen und das Börsenumfeld stabil bleiben, dürfte die Corona-Pandemie weiteren Börsengängen nicht im Weg stehen.

Pläne bereits veröffentlicht

Zu den Anwärtern zählen die aufstrebenden Banken N26 und Solarisbank, das Partnervermittlungsportal ParshipMeet (ProSiebenSat.1) und das Elektrolyseunternehmen Uhde Chlorine Engineers, an dem der Stahlkonzern Thyssenkrupp die Mehrheit hält. Die Unternehmen hatten Börsenpläne bereits öffentlich gemacht. Auch der Prothesenhersteller Ottobock und das Greifswalder Arzneiunternehmen Cheplapharm könnten nach Medienberichten 2022 an die Börse streben.

Dieses Jahr hat sich der Markt für Börsengänge deutlich vom schwachen Vorjahr 2020 erholt, in dem sich wegen der Pandemie und des Corona-Aktiencrashs kaum Unternehmen an die Börse wagten. Die Zahl der Börsengänge im Prime Standard, das Segment mit den anspruchsvollsten Transparenzpflichten der Deutschen Börse, stieg laut der Studie von fünf auf zwölf. Mehr habe es zuletzt 2018 gegeben. Zugleich wuchs der Wert der ausgegebenen Aktien auf rund 8,6 Milliarden Euro, fast zehn Mal mehr als 2020 (0,9 Mrd).

Die Spitzenreiter

Den größten Börsengang legte dieses Jahr der Sendemastbetreiber Vantage Towers hin (2,2 Milliarden Emissionsvolumen), gefolgt von der Online-Autoplattform Auto1 (1,8 Mrd) und der Softwarefirma Suse (1,1 Mrd). An diesem Freitag will zudem der Autobauer Daimler sein Nutzfahrzeug-Geschäft (Daimler Truck) an die Börse bringen.

Die Studie konzentriert sich auf den Prime Standard und betrachtet Neuemissionen sowie Privatplatzierungen. Stichtag war der 30. November.

Das Jahr für Börsengänge sei bis Juli außerordentlich gut verlaufen, sagte Vorstandschef Klaus Rainer Kirchhoff. Danach hätten einige Unternehmen ihre Pläne verschoben oder ganz abgesagt, da die Sorge vor Kursabschlägen am Aktienmarkt stieg und sich die Papiere einiger Börsenneulinge schlecht entwickelt hatten.

Börsengänge spielen in Deutschland seit Jahren nur eine kleine Rolle. Viele Unternehmen scheuen den Kapitalmarkt und finanzieren sich lieber über Kredite ihrer Hausbanken oder geben Anleihen heraus.

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