Anzeigetafel am Flughafen München: Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline streiken. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peter Kneffel/dpa)

Zehntausende Passagiere müssen sich in den kommenden Tagen erneut auf Flugstreichungen und Verspätungen einstellen. Die Gewerkschaft Verdi hat für diesen Donnerstag (14.3.) zu Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals an fünf deutschen Flughäfen aufgerufen. Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV sind allein davon etwa 90.000 Reisende betroffen, mehr als 580 Flugverbindungen dürften abgesagt werden.

Nachwehen könnte zudem der zweitägige Streik des Lufthansa-Kabinenpersonals in Frankfurt und München haben. Nach Ende dieses Streiks müssen Passagiere nach Einschätzung der Lufthansa vereinzelt noch mit Verspätungen und Flugausfällen rechnen.

Auch am Freitag Einschränkungen für Fluggäste

Auch an diesem Freitag (15.3.) können Fluggäste in Deutschland nicht überall damit rechnen, wie geplant ans Ziel zu kommen: Verdi hat für Freitag zu weiteren Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals aufgerufen. Dann soll es nach Angaben von Verdi nach und nach die Flughäfen Hannover, Dortmund, Weeze, Dresden, Leipzig sowie Karlsruhe/Baden-Baden, treffen. Der Flughafen Hannover teilte mit: «Aus diesem Grund werden am Freitag, dem 15. März 2024 in der Zeit von 00:00 Uhr bis 12:00 Uhr keine Abflüge möglich sein. Ankünfte sind nicht betroffen.»

Der ganztägige Ausstand der Luftsicherheitskräfte am Donnerstag betrifft nach Verdi-Angaben im Laufe der Nacht schrittweise die Flughäfen Hamburg, Stuttgart, Karlsruhe/Baden-Baden, Köln und Berlin. Passagiere können dann nicht mehr in den Sicherheitsbereich kommen. Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt ist von den Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals am Donnerstag und Freitag nicht betroffen.

Am Flughafen München hat Verdi die Beschäftigten in der Personal- und Warenkontrolle sowie der Frachtkontrolle ab Donnerstag um 4:00 Uhr bis Freitag um 6:00 Uhr zum Ausstand aufgerufen. Das trifft vor allem den Bereich Fracht.

Bei den Tarifverhandlungen der Luftsicherheit geht es um die Arbeitsbedingungen von etwa 25.000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich. Bei dem Konflikt sind bislang fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis geblieben. Verdi fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Stundenlohnerhöhung um 2,80 Euro mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde. «Die Arbeitgeber hatten zuletzt zwar ein verbessertes, aber weiter unzureichendes Angebot vorgelegt. So kommen wir nicht zueinander», sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper.

Die Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben 2,70 Euro in drei Stufen angeboten. «Wir reden von 2,70 Euro mehr pro Stunde binnen 13 Monaten. Das wären individuelle Steigerungen der Monatslöhne zwischen 432 EUR und 470 EUR gewesen», sagte BDLS-Verhandlungsführer Frank Haindl am Mittwoch. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 24 Monaten haben. Eine sechste Verhandlung ist für den 20. März verabredet.

Verbände: Streikwelle hat neue Dimension erreicht

Die deutsche Luftverkehrswirtschaft sieht eine neue Dimension erreicht. Mit aktuell 16 Streikwellen in sechs Tarifbereichen, übersteige das diesjährige Streikaufkommen schon jetzt das Niveau der vergangenen Jahre, kritisierte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Nötig seien Verfahrensregeln, sagte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. Bevor es wegen Ausständen zu einem Stillstand des Verkehrs komme, sollte nach Dafürhalten des Verbandes künftig im Bereich der kritischen Verkehrsinfrastruktur zumindest der Versuch einer Schlichtung erfolgen.

ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel forderte: «Flughäfen gehören zur kritischen Infrastruktur und müssen vor Streikeskalationen geschützt werden.»

Lufthansa zwischen Streiks und Tarifverhandlungen

Besonders hart trifft es aktuell die Lufthansa. Am Dienstag und Mittwoch streikte das Kabinenpersonal der Fluggesellschaft. Die Gewerkschaft Ufo hatte Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline am Frankfurter Airport und einen Tag später am Flughafen München zum Ausstand aufgerufen, jeweils in der Zeit von 4.00 Uhr bis 23.00 Uhr. Ufo fordert für die etwa 18 000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1000 Kräfte der Regionaltochter Cityline im Kern 15 Prozent mehr Geld bei 18 Monaten Vertragslaufzeit. Zudem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen.

Noch ungelöst ist der Tarifkonflikt beim Lufthansa-Bodenpersonal. In der vergangenen Woche waren wegen eines von Verdi organisierten Warnstreiks in diesem Bereich Hunderte Lufthansa-Flüge ausgefallen. Die Tarifverhandlungen für die etwa 25 000 Beschäftigten am Boden gingen am Mittwoch in die nächste Runde, beide Seiten haben sich diesen Donnerstag (14.3.) für eine Fortsetzung der Gespräche geblockt.

Verdi verlangt für das Lufthansa-Bodenpersonal bei einer Laufzeit von zwölf Monaten 12,5 Prozent mehr Geld, während das Unternehmen bei einer Laufzeit von 28 Monaten bislang 10 Prozent angeboten hat. Vergleichsweise unstrittig ist nach vier Verhandlungsrunden eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro.

Auch bei der Lufthansa-Tochter Discover mit 24 Flugzeugen gab es zuletzt immer wieder Ausstände. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) will damit dort einen ersten Tarifvertrag für die etwa 420 Piloten erzwingen.

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann hatte an die Gewerkschaften appelliert: «Das Ergebnis des letzten Jahres zeigt es doch: Wenn wir gemeinsam zusammenarbeiten, wenn wir fliegen, dann können wir diese Rekordgewinne auch erwirtschaften.» Streiken sei «der falsche Weg, streiken verbrennt Geld».

Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa

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