Das Container Terminal Burchardkai (CTA) in Hamburg: Die Konjunktur zieht laut Ifo-Prognose wieder an. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Die Inflation dämpft nach Einschätzung von Ökonomen in diesem Jahr den Konsum der Menschen in Deutschland. Der Privatkonsum dürfte damit als wichtige Konjunkturstütze zunächst ausfallen. «Die hohe Inflation schmälert die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte und führt zu einem Rückgang der privaten Konsumausgaben im laufenden Jahr», prognostizierte das Kieler Wirtschaftsforschungsinstitut IfW in seiner am Mittwoch. Ähnlich äußerte sich das Ifo-Institut.

Da die Reallöhne vor dem Hintergrund der Inflation weiter sinken dürften, dürfte vor allem der private Konsum seinen Rückgang fortsetzen, erläuterte das Ifo. Die Wende komme im Jahresverlauf: «Spätestens ab Jahresmitte werden steigende Reallöhne die Binnenkonjunktur stützen», sagte Ifo-Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser. Dazu sollen neben spürbaren Tariflohnanstiegen auch allmählich sinkende Inflationsraten beitragen. «Der Gipfel der Inflation ist erreicht», sagte Wollmershäuser. Im Durchschnitt des Jahres 2023 erwartet er einen Wert von 6,2 Prozent.

Großhandel wirkt auf Verbraucherpreise

Dass die Inflation ihr höchstes Niveau hinter sich gelassen haben könnte, zeigten auch Daten aus dem deutschen Großhandel. Der Preisauftrieb schwächte sich dort im Februar erneut ab und war erstmals seit fast zwei Jahren mit 8,9 Prozent nicht mehr zweistellig. Im Januar hatte die Jahresrate noch bei 10,6 Prozent gelegen. Der Großhandel ist eine von mehreren Wirtschaftsstufen, die auf die Verbraucherpreise einwirken.

Die Konjunkturaussichten für dieses Jahr beurteilt das Ifo eher trübe und rechnet einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent. Die Münchner Forscher sind damit etwas pessimistischer als die Bundesregierung und manche andere Volkswirte. Die Regierung erwartete zuletzt einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 0,2 Prozent. Das IfW sagt ein Wachstum von 0,5 Prozent voraus. Die Aussichten für Europas größte Volkswirtschaft hätten sich leicht aufgehellt.

Ist ein Zweitrundeneffekt zu erwarten?

Die sich abzeichnenden Lohnerhöhungen von gut fünf Prozent in diesem und knapp sechs Prozent im kommenden Jahr dürften nach Ansicht von IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths keine «Zweitrundeneffekte» auf die Inflation haben.

Wenn eine steigende Inflation zu höheren Tarifabschlüssen und damit Lohnkosten führt, kann dies wiederum die Teuerung anheizen. Löhne und Preise würden sich gegenseitig hochschaukeln und die Inflation verfestigen – der sogenannte Zweitrundeneffekt.

Im vergangenen Jahr hatte die Aufhebung der meisten Corona-Beschränkungen den Privatkonsum trotz der gestiegenen Inflation angeschoben. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Konsumausgaben der privaten Haushalte bereinigt um Preiserhöhungen um 3,4 Prozent. Das Vorkrisenniveau 2019 wurde nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 1,3 Prozent verfehlt. Gemessen in jeweiligen Preisen stiegen die Konsumausgaben um 10,7 Prozent. Die Differenz spiegelt die Inflation wider, die im Schnitt des vergangenen Jahres bei 6,9 Prozent lag.

Die Ausgaben für Dienstleistungen, zu denen beispielsweise die Gastronomie und Reisen zählen, legten preisbereinigt um 8,3 Prozent gegenüber 2021 zu, als noch viele Beschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie galten.

Sparquote gesunken

Deutlich zeigten sich die Folgen der stark gestiegenen Energiepreise. Die Ausgaben der Privathaushalte stiegen in jeweiligen Preisen für Strom um 19,3 Prozent sowie für Gas um 13,9 Prozent. Bereinigt um Preiserhöhungen sanken die Ausgaben für Strom um 0,5 Prozent und für Gas um 26,4 Prozent. Aufgrund des wärmeren Wetters und Einsparungen hätten private Haushalte damit deutlich weniger Gas als im Vorjahr verbraucht, erläuterte die Wiesbadener Behörde.

Die Sparquote sank gegenüber dem Vorjahr um knapp 4 Prozentpunkte auf 11,4 Prozent und näherte sich wieder dem Vorkrisenniveau an. Je 100 Euro verfügbarem Einkommen wurden damit im Schnitt 11,40 Euro auf die Seite gelegt. Viele Menschen hatten während der Pandemie mehr Geld als in normalen Zeiten, zum Beispiel weil Urlaubsreisen ausfielen und Freizeiteinrichtungen geschlossen waren.

Von Friederike Marx und Christof Rührmair, dpa

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